Nachlese – Die Invest 2018 in Stuttgart

Impressionen von der Leitmesse für Finanzen und Geldanlage

Die meisten Eltern werden mir hierin vermutlich beipflichten: Wie schnell die Zeit vergeht, merkt man erst wenn man ein Kind hat. Die bekannte Volksweisheit gilt, so meine jüngste Erfahrung, auch für den „digitalen Nachwuchs“. Zwar startete ich bereits im Januar 2017 dieses Blog, im Nachhinein erwies sich allerdings der Besuch der letztjährigen Invest als Geburtstag oder, besser gesagt, Geburtshelfer.

Der Wendepunkt, der diese Seite vom privaten ins öffentliche Interesse rücken und bekannt machen sollte, war vor allem den auf der Messe geknüpften Kontakten geschuldet, die sich in der Folgezeit als wertvolle Impulsgeber erwiesen. Nicht nur deshalb gehörte auch 2018 die Fahrt nach Stuttgart zum Pflichtprogramm. Zudem hatten im Vorfeld zahlreiche Leser ihr Interesse an einem persönlichen Gespräch auf der Invest bekundet – ein Wunsch, dem ich dann gerne nachgekommen bin.

Ethische Anlagen und Trendsport Trading

Angesetzt hatte ich meinen Messebesuch für den zweiten und letzten Messetag. Am Samstag, den 14. April 2018 ging es mit dem ersten ICE von Göttingen nach Stuttgart. Hierbei erwies sich die Deutsche Bahn weitaus zuverlässiger als ihr Ruf und lief pünktlich um kurz nach neun auf der Großbaustelle „Stuttgart 21“ ein. Eine S-Bahn-Fahrt sowie gute halbe Stunde später stand ich dann vor den wohlbekannten Messehallen – genau wie ein Jahr zuvor bei strahlendem Sonnenschein.

Eingang zur Invest 2018 in Stuttgart
Einladend – Invest 2018 in Stuttgart, Bildquelle: Eigene Aufnahme

Doch nicht nur außen, auch innen gab es zunächst ein Déjà-vu. Der lange Gang hinter der Eingangsschleuse, der die Besucher zur eigentlichen Messehalle lotst, war gesäumt von den Anbietern „grüner“ Anlagen und „ethischer“ Investitionen sowie entsprechender Finanzinstitute. Zumindest was börsennotierte Anlagen angeht können derartige Etikette rein logisch bestenfalls als Gebührenförder- und Absatzprogramm herhalten, wie ich in einem früheren Blogbeitrag dargelegt habe.

Und in der Messehalle? Hier war die Schar der Aussteller bunt gemischt. Mein erster Weg führte mich zum FinanzBuch Verlag, auf dessen Bühne ich letztes Jahr meinen frisch erschienenen Titel „Bargeld statt Buchgewinn“ vorstellen durfte. Mit dem Programmleiter Georg Hodolitsch tauschte ich mich zu den letzten Neuerscheinungen aus. Demnach verkaufen sich aktuell Trading-Ratgeber besonders gut, also eher die Lektüre für aktive Kursgewinnanleger denn passive Einkommensinvestoren. Was solls, jeder Jeck ist anders …

Von echten und fiktiven Sachwertanlagen

Der anschließende Rundgang durch die engen Gänge der gut besuchten Halle ließ allerdings auf einen gänzlich anderen Trend schließen, sofern das Angebot denn tatsächlich die Nachfrage widerspiegelt. So priesen auffällig viele Aussteller Investitionen in (scheinbare) Sachwerte an, so vor allem in Gold, Diamanten, Waldbeteiligungen und Immobilienprojekte via Crowdinvesting. Während vom Platzhirsch Degussa gegossene Edelmetallbarren noch eine vertretbare Anlage darstellen, bezweifle ich dies bei den anderen drei Kategorien.

So können Diamanten, deren Handel zudem (teil-)monopolisiert ist, aufgrund ihrer Heterogenität nur von Fachleuten geschätzt werden. Investitionen in Wald oder Holz wiederum erfolgen über teure Strukturen meist in Schwellen- oder Entwicklungsländern, die in den gängigen Korruptionshitparaden ganz vorne mitspielen. Wie Kleinanleger hier im Zweifelsfall Eigentumsrechte durchsetzen wollen, was aktuell noch nicht einmal in Mallorca, also der EU, gelingt, bleibt das Geheimnis der Emittenten. Mein klarer Rat: Finger weg! Das gilt meines Erachtens auch für die meisten Angebote im Bereich Crowdinvesting. Dies allerdings nicht mangels Eigentumsrechte, sondern mangels Rendite.

„Sie investieren in Nachhaltigkeit, Qualität und Substanz“, so lautete etwa die Werbebotschaft eines Crowdinvesting-Anbieters. Über „Nachhaltigkeit“ und „Qualität“ lässt sich trefflich streiten, über „Substanz“ hingegen nicht. Denn solche Beteiligungen erfolgen in aller Regel als unbesicherte Nachrangdarlehen. Anleger gewähren dem Anbieter einen Kredit, erwerben also einen Geld- und keinen Substanzwert. Als Gläubiger stehen sie zudem am Ende der Nahrungskette. Die dafür prospektierten 5 bis 7 Prozent Zielrendite, eine Folge des durch die Europäische Zentralbank (EZB) heruntergeprügelten Zinsniveaus, sind dafür schlichtweg zu wenig. Es existiert lediglich ein einziger, mir persönlich bekannter Anbieter, der Darlehen durch eine erstrangige Grundschuld zugunsten der Investoren absichert und dessen Projekte dadurch ein akzeptables Rendite-Risiko-Profil aufweisen. Ausgerechnet der war aber nicht auf der Invest vertreten.

Bloggerlounge und ungeplante TV-Auftritte

Ansonsten waren in diesem Jahr interessanterweise sowohl mehr klassische Banken als auch innovative Fintechs vertreten als vor zwölf Monaten. Selbst die Schweizer Großbank UBS scheint neuerdings um Kunden werben zu müssen und begibt sich dazu in die Niederungen der „Kleinanleger“. Das ließ zumindest die Werbung über dem Stand vermuten: „Die Vermögensverwaltung – Persönlich und Digital – Bereits ab 100.000 Euro Anlagesumme“. Unter den Fintechs wiederum waren auch die auf diesem Blog bereits porträtierten Unternehmen fairr.de und Estateguru vor Ort. Letztere versorgten dann ab 16 Uhr und damit rechtzeitig bevor ich die Rückreise antrat die Bloggerlounge mit einem wohlschmeckenden estnischen Kräuterschnaps.

Und damit sind wir beim meinem persönlichen Veranstaltungshöhe angekommen. Großzügig bemessen war sie, die Bloggerlounge. Die zahlreichen Stehtische und Sitzgelegenheiten luden zum Verweilen und Diskutieren ein. Hiervon habe ich reichlich Gebrauch gemacht, in Summe deutlich mehr als die Hälfte meiner Besuchszeit. Neben alten und neuen Bloggerkollegen sowie Interessenten und Lesern machte ich Bekanntschaft mit den Teams der Börse Stuttgart TV sowie Finanztrends.TV – erst hinter, dann vor der Kamera.

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Soweit zu meinen beiden ersten und improvisierten Auftritten vor einer (Fernseh-)Kamera. Das zehnminütige Gespräch mit Finanztrends.TV zum Thema Blog und Hochdividendenwerte war übrigens so grundlegend und informativ, dass ich den Mitschnitt als Orientierung für neue Besucher dauerhaft auf der Startseite einbinden werde – vielen Dank an das Team von finanztrends.de. Und wo wir schon beim Thema sind: Herzlichen Dank meinen drei wichtigsten Unterstützern des letzten Jahres, namentlich Eva Abert, Albert Warnecke und Lars Wrobbel, die zwischen der letzten und dieser Invest maßgeblich zur Entwicklung dieses Blogs beigetragen haben.

Schließlich gilt mein Dank all meinen Lesern, denen besagte Förderung in Form geballter Wissenstransfers auch weiterhin zugutekommen wird. Ich hoffe auf ein Kennenlernen beziehungsweise Wiedersehen bei der Invest 2019 – die Zeit vergeht bekanntlich schnell!

Bloggerlounge auf der Invest 2018 in Stuttgart
Mit zwei meiner drei wichtigsten Förderer, Bildquelle: Eigene Aufnahme
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