Geldgespräch – Lars Wrobbel zu P2P-Krediten

Ein Auszug aus der aktuellen Ausgabe von eigentümlich frei

Üppige Barrenditen bieten nicht nur börsennotierte Hochdividendenwerte. Eine auf den ersten Blick ebenfalls ausschüttungsstarke Geldanlage stellt die Investition in P2P-Kredite dar. Grund genug für mich, den IT-Berater und Internetunternehmer Lars Wrobbel zu konsultieren. Kennengelernt haben wir uns im Frühjahr auf der Invest 2017 in Stuttgart.

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Einkommen mit P2P-Krediten, Bildquelle: Blog von Lars Wrobbel

Seit Ende 2015 betreibt Lars Wrobbel den meistbesuchten Blog zum Thema P2P-Kredite im deutschsprachigen Raum, auf dem ich als Gastautor auch schon einen Beitrag zum Tust Deed Investing beisteuern durfte. Zusammen mit Kolja Barghoorn verfasste er den Ratgeber „Investieren in P2P Kredite – Was man wissen sollte, wie man Fehler vermeidet und erfolgreich investiert“ (*).

Auszug aus unserem Interview

Luis Pazos: Was sind P2P-Kredite und wie unterscheiden sie sich von konventionellen Darlehen?

Lars Wrobbel: P2P Kredite sind kurz gesagt Darlehen von Privatpersonen für andere Privatpersonen oder Unternehmen, daher kommt auch der Name P2P. Prinzipiell ist der einzige Unterschied zum klassischen Bankverfahren die Vermittlungsart der Kredite, diese geht nämlich im Falle von P2P über eine Vermittlungsplattform im Internet, die sogenannte P2P-Plattform. Die Bank als vermittelnde Stelle wurde entfernt, was sowohl Vor- als auch Nachteile birgt. Generell wurde hier ein altgedientes Konzept, nämlich das Verleihen von Geld untereinander, in eine neue und innovative Form gebracht […].

Pazos: Wie können interessierte Anleger in P2P-Kredite investieren?

Wrobbel: Die Anlaufstelle beider Parteien bildet der Marktplatz beziehungsweise die P2P-Plattform im Internet. Hier können entweder die Kreditnehmer ihre Projekte selbst einstellen […]. Mittlerweile gibt es um die 100 Plattformen in Europa und als Investor hat man im wahrsten Sinne des Wortes die Qual der Wahl.

Pazos: Mit welchen Chancen und Risiken sind Investitionen in P2P-Kredite verbunden?

Wrobbel: Davon gibt es eine Menge auf beiden Seiten. Daher möchte ich hier nur die zwei größten ansprechen. Das größte Risiko, was P2P-Kredite noch von der Stufe einer etablierten Anlageform abhält, ist der Test einer Finanzkrise. Hier wissen wir nicht genau, wie sich die Plattformen, vor allem die kleineren, verhalten werden und wie hoch die Ausfallrate von Krediten sein wird. […]

Pazos: Mit welchen Ausfallraten und Renditen können Investoren denn vor Steuern rechnen?

Wrobbel: Das ist ganz unterschiedlich und daher pauschal nicht zu beantworten. Es hängt sehr von der Portfoliobreite ab. Bei einem ausreichend diversifizierten Portfolio ist die Ausfallrate nicht höher als bei einer normalen Bank. […]

Pazos: Die meisten P2P-Plattformen sind als Kreditvermittler tätig, die sich über Vermittlungsprovisionen finanzieren. Beste Voraussetzungen für systematische Fehlanreize bezüglich Vergabekriterien und Inkasso, oder?

Wrobbel: Möglich, aber ich als Investor konzentriere mich auf so etwas nicht. Wenn man auf einer P2P-Plattform investiert, muss man der Plattform gegenüber ein gewisses Vertrauen mitbringen. Uns sollte bewusst sein, dass ein Investment mit derartigen Renditen ein hohes Risiko mit sich bringt und dieses akzeptieren lernen oder dem Investment fernbleiben.

Pazos: Mittlerweile buhlen mehrere Dutzend P2P-Plattformen um die Gunst der Anleger. Wie finden diese den für sie richtigen Anbieter?

Wrobbel: Es gibt hier wohl kein Patentrezept. Generell empfehle ich immer, dass man möglichst auf größere und etablierte Plattformen setzt, um nicht in die Gefahr zu laufen, dass die Plattformen irgendwann nicht mehr aktiv bewirtschaftet werden […]. Aber natürlich muss die Plattform auch zum Investor passen. Man sollte also für sich schauen, wie man anlegen möchte. Gibt es bestimmte Kredite in die ich investieren möchte oder auch nicht? Wie lange soll mein Geld gebunden bleiben? […]

Pazos: P2P-Plattformen vermitteln oft Kredite in zahlreiche eurasische Länder. Nun ist das Eintreiben von Schulden in Ländern wie Bulgarien, Rumänien und Georgien eventuell nicht mit dem hiesigen Vorgehen vergleichbar. Können Anleger dennoch ruhigen Gewissens in entsprechende Kredite investieren?

Wrobbel: Ich denke man sollte hier ganz klar eine Abgrenzung treffen: Möchte man investieren oder 100prozentig korrekt und fair unterwegs sein? Möchte man die ethische Komponente ins Investment integrieren, muss man sich entsprechende Plattformen suchen. Das ist möglich, aber eine 100prozentige Sicherheit hat man niemals. […]

Pazos: Nach welchen Merkmalen beziehungsweise Kriterien lassen P2P-Kredite kategorisieren?

Wrobbel: Auf der einen Seite gibt es eine Kategorie des Kredits selbst: Immobilienkredit, Konsumentenkredit, Factoring. Auf der anderen Seite ist die Laufzeit sehr wichtig. Im Baltikum gibt es zum Beispiel die beliebten Payday-Loans, die oft nur 30 bis 60 Tage laufen. Denen gegenüber stehen langlaufende Investments für größere Anschaffungen oder auch Immobilien mit bis zu fünf Jahren. […]

Pazos: Jahrelange Nullzinsen, eine weltweite Börsenhausse und punktuell überhitzte Immobilienpreise – sind P2P-Kredite ein Ausweg aus dem Anlagenotstand?

Wrobbel: Nein, ich würde es vielmehr als Ergänzung zu bestehenden Investments sehen und keinesfalls als Anlageklasse, auf die man sich zu 100 Prozent stürzen sollte, was leider tatsächlich einige tun! […]

Pazos: Viele Plattformen werben mit Rückkaufgarantien durch den Darlehensvermittler, sofern Kredite bei Fälligkeit nicht bedient werden. Suggeriert das nicht die Illusion hoher Renditen bei gleichzeitigem Nullrisiko?

Wrobbel: Definitiv und das ist auch von den Plattformen gewollt. Ich versuche den angehenden Investoren auf meinem Blog diese Illusion zu nehmen. Die Rückkaufgarantie kostet Rendite und zum heutigen Tage wissen wir noch absolut gar nicht, ob sie weiter bedient werden kann, wenn mehr Kredite als sonst ausfallen, zum Beispiel in einer Wirtschaftskrise. […]

Pazos: Zu guter Letzt: Wie sollte angesichts der Vielzahl an Informationen ein interessierter Anfänger vorgehen?

Wrobbel: Ich bin ein starker Freund der Praxis und kein Freund von starker Theorie. Meine Empfehlung ist daher, sich grundlegend über das Investment im Internet oder über Bücher zu informieren und direkt mit einer Plattform zu starten, um erste Erfahrungen zu sammeln. […]

Informationen zum Thema

Weiterführende Informationen zum Thema finden sich auf dem Blog von Lars Wrobbel sowie in „Investieren in P2P Kredite – Was man wissen sollte, wie man Fehler vermeidet und erfolgreich investiert“. Die Gemeinschaftsarbeit von Kolja Barghoorn und Lars Wrobbel kostet in der Druckversion (*) 11,99 Euro, als Digitalbuch (*) 7,99 Euro sowie – neu im Angebot – als Hörbuch (*) 6,96 Euro. Eine Rezension des Titels werde ich am kommenden Wochenende hier veröffentlichen.

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Mehr Netto. Mehr Charakter.

Das vollständige Interview mit ausführlichen Antworten auch auf weitere Fragen ist in der aktuellen Ausgabe Nr. 174 von eigentümlich frei abgedruckt. Das Einzelheft kann in der elektronischen Version für 7,00 Euro beziehungsweise in der gedruckten Version für 9,80 Euro bestellt werden. Oder Sie testen eigentümlich frei gleich im günstigen Schnupperangebot!

4 Antworten auf „Geldgespräch – Lars Wrobbel zu P2P-Krediten“

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