Cashtest – Russell Australian Government Bond ETF

Einstieg und Überblick

Am Ende des mehr als nüchtern ausfallenden Faktenchecks zum „Online-Seminar Geldsicherheit“ verwies ich auf eine rendite- sowie eine risikoangemessenen Alternative zur beworbenen Investition. An dieser Stelle möchte ich erstere näher vorstellen, das heißt eine Anlage mit vergleichbarer Rendite bei weitaus geringerem (Ausfall-)Risiko. Dem nicht handelbaren, mit 2,5 bis 5,0 Prozent pro Jahr rentierenden Nachrangdarlehen in britischen Pfund stelle ich dabei einen börsennotierten Staatsanleihenfonds in australischen Dollar mit zuletzt 3,2 Prozent Ausschüttungsrendite gegenüber. Die Anlagewährung verbleibt also im Commonwealth of Nations.

Beim nachfolgend besprochenen Russell Australian Government Bond ETF handelt es sich um einen Exchange Traded Fund (ETF), also einen börsengehandelten Investmentfonds, der an der Australian Securities Exchange (ASX), der größten australischen Wertpapierbörse mit Sitz in Sydney, notiert ist. Emittiert wird der ETF vom australischen Ableger der US-amerikanischen Fondsgesellschaft Russel Investments, die auf eine 81jährige Unternehmenshistorie zurückblicken kann und weltweit über 350 Anlageprodukte vertreibt.

Wie es der Name andeutet, investiert der Russell Australian Government Bond ETF in australische Staatsanleihen und zwar ausschließlich in die des Commonwealth of Australia, also der Bundesregierung, nicht der mit den hiesigen Bundesländern vergleichbaren Territorien. Wie die meisten ETF wird auch der Russell Australian Government Bond ETF passiv und damit sehr kostengünstig verwaltet. Konkret bildet er den DBIQ 5-10 year Australian Government Bond Index ab, einen von der Deutschen Bank kreierten Index auf australische Bundesanleihen mit einer Laufzeit von fünf bis 10 Jahren.

Wie bilden ETFs einen Index nach? Grundsätzlich stehen zwei Optionen, sogenannte Replikationsmethoden zu Verfügung. Der Russell Australian Government Bond ETF repliziert den Index physisch. Das bedeutet er investiert direkt in genau diejenigen Wertpapiere, aus denen sich der Index zusammensetzt. Konkret ist das Fondsvermögen annähernd gleichmäßig auf sechs Anleihen verteilt, deren Laufzeit im Jahr 2022, 2023, 2024, 2025, 2026 und 2027 endet. Alljährlich wird die nächstfällige Anleihe durch eine mit 10jährger Restlaufzeit ersetzt, im Portfolio befindet sich also jeweils eine Anleiheposition mit Fälligkeit in 5, 6, 7, 8, 9 und 10 Jahren. Die Alternative zur physischen ist übrigens eine synthetische Replikation, die indirekte Nachbildung des Index über sogenannte Swaps.

Historie und Kennzahlen

Die einstige englische Kolonie formierte sich am 01. Januar 1901 zum Commonwealth of Australia, wurde jedoch erst im Jahr 1986 mit der Verabschiedung des Australia Act von Großbritannien unabhängig. Damit ist Australien eine vergleichsweise junge Nation, jedoch mit einer vergleichsweise alten Währung gesegnet. Diese wurde als australisches Pfund, unterteilt in 20 Schillinge zu je 12 Pence, im Jahr 1910 eingeführt. Im Jahr 1966 erfolgte die Umstellung auf das Dezimalsystem sowie die Umbenennung in Dollar, so dass die Währung auf nunmehr 117 durchgehende Jahre ohne größere Turbulenzen respektive eine Währungsreform zurückblicken kann.

Wappen Australiens
Wappen Australiens, Bildquelle: Sodacan nach einem Bild im National Archives of Australia via Wikimedia Commons (CC BY-SA 3.0)

Interessanterweise belegt der australische Dollar Rang sechs der meistgehandelten Währungen weltweit, direkt nach US-Dollar, Euro, Yen, englischem Pfund und Schweizer Franken. Auf rund 6 Prozent der globalen Devisentransaktionen beläuft sich sein Anteil, obgleich Australien lediglich etwa 0,32 Prozent der Weltbevölkerung beheimatet.

Der australische Dollar gilt neben der norwegischen Krone und dem kanadischen Dollar aufgrund entsprechender Vorkommen als „Rohstoffwährung“. Letzteres ist – wie so oft – Fluch und Segen zugleich (siehe beispielsweise die sogenannte Holländische Krankheit). So gehen Boomzeiten oft mit steigenden Rohstoffpreisen einher, von denen nicht nur die jeweilige Volkswirtschaft, sondern auch die entsprechenden Staatsfinanzen besonders profitieren. In Phasen wirtschaftlicher Abkühlung gilt selbiges mit umgekehrten Vorzeichen.

Im Falle des australischen Dollars ist dies sowohl am Wechselkurs zum Euro als auch der Staatsverschuldung im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt zu beobachten. Im beispiellosen Boom zwischen Jahrtausendwende und Ausbruch der Weltfinanzkrise fielen Wechselkurs und Staatsverschuldung im Gleichklang um nach dem Lehman-Schock scharf anzuziehen. Nichts desto trotz ist die relative Staatsverschuldung Australiens nur halb so hoch wie die der Bundesrepublik Deutschland, aktuell mit positivem Ausblick.

Die Währung konnte sogar von der sich ab 2009 abzeichnenden Eurokrise massiv profitieren und wertete zwischenzeitig nahezu um fast das Doppelte auf. Da es in Australien ferner gelang, die auch dort gärende Immobilienblase relativ geräuschlos zu neutralisieren, blieb das Land von einer Banken- und massiven Wirtschaftskrise verschont. Nicht zuletzt aus diesem Grund gehörte Australien noch im Herbst 2016 zu den zehn verbliebenen Ländern, die von den drei international maßgeblichen Ratingagenturen mit Triple-A bewertet wurden, der höchstmöglichen Bonitätsnote.

Australische Dollar je Euro seit 1999
Australische Dollar je Euro seit 1999, Bildquelle: Diagramm der Europäischen Zentralbank via Wikimedia Commons (CC BY-SA 3.0)

All das sollte natürlich nicht darüber hinwegtäuschen, dass es sich auch beim australischen Dollar um lupenreines Fiatgeld, eine sogenannte stoffwertlose Währung ohne dingliche Deckung wie zum Beispiel Edelmetall handelt. Allein der Status als gesetzliches Zahlungsmittel, die Limitierung durch die Zentralbank sowie die „allgemeine Akzeptanz im Wirtschaftsleben“ verleihen ihr dir nötige Kaufkraft. Das ist übrigens gemeinsames Merkmal aller im Internationalen Währungsfonds organisierten Mitgliedsstaaten, dem Australien bereits 1947, drei Jahre nach dessen Gründung, beitrat. Bei Interesse werde ich dieses hochinteressante Thema in einem separaten Beitrag vertiefen.

Konditionen und Besteuerung

Der Russell Australian Government Bond ETF ist seit dem 08. März 2012 an der ASX handelbar. Die hierbei anfallenden Spesen variieren je nach Bank oder Broker, in jedem Fall sollte sich der Anleger vor seiner Order hierüber genau informieren. Sollten die Transaktionskosten über ein Prozent des Ordervolumens betragen, lohnt die Investition nur bei einem relativ langfristigen Anlagehorizont. Bei vermehrten Handelsaktivitäten an der ASX sollte gegebenenfalls ein Wechsel der Bank in Erwägung gezogen werden.

Die laufenden Managementgebühren sind – wie bei passiven ETFs üblich – mit jährlich 0,24 Prozent des Fondsvermögens sehr überschaubar. Die Abbildung eines Index erfordert schließlich weder tiefschürfende Analysen noch komplexe Managementstrategien. Gleiches gilt für die Handelskosten des Fonds, der pro Jahr lediglich genau einen Verkauf und einen Kauf tätigen muss. Ansonsten besteht die Hauptaufgabe der Administration darin, jedes Quartal den Großteil der vereinnahmten Zinsen und gegebenenfalls Kursgewinne an die Anleger auszuschütten.

Ausschüttungen an im Ausland ansässige Anleger werden hierbei mit einer Quellensteuer von durchschnittlich 15 Prozent belegt. In Deutschland veranlagte Investoren können die Quellensteuer bis zu dieser Höhe auch voll mit der eventuell anfallenden Abgeltungssteuer verrechnen. „Durchschnittlich“ deshalb, da bei der Ermittlung der genauen Höhe der Quellensteuer auf verschiedene Ertragskomponenten unterschiedliche Regeln angewendet werden.

Chancen und Risiken

Aus Sicht eines in Euro rechnenden Anlegers dürfte der in den letzten Jahren erheblich schwankende Wechselkurs zum australischen Dollar ganz wesentlich zur Gesamtperformance beitragen. In welche Richtung sich dieser künftig bewegen wird kann niemand seriös vorhersagen. Fakt ist allerdings, dass Australien aktuell nicht unter den strukturellen Problemen des hiesigen Währungssystems leidet.

Aufgrund der niedrigen Staatsverschuldung, der mäßigen Inflationsrate von zuletzt 1,5 Prozent pro Jahr sowie den für eine Industrienation soliden Wachstumserwartungen von 2,5 bis 3 Prozent wird der australische Dollar vermutlich auch weiterhin eine Safe-haven-Währung bleiben. Als mögliche Achillesferse für Haushalt und Wechselkurs dürfte sich nach wie vor die Abhängigkeit von der Rohstoffnachfrage (insbesondere aus Ostasien) beziehungsweise den entsprechenden Weltmarktpreisen erweisen.

Ein weiterer und oft unterschätzter Faktor für die ökonomische und damit auch fiskalische Langfristperspektive ist die Bevölkerungsentwicklung, konkret die Quantität und Qualität des Humankapitals, aus welcher sich letztendlich die Kaufkraft jeder Währung speist. Gerade was diesen Bereich angeht ist Australien im Reigen der Ersten Welt sehr gut positioniert. Zwar ist die Fertilitätsrate der Australierinnen nicht ganz bestandserhaltend, allerdings wird der hierfür nötige Faktor von 2,1 Kindern nur knapp verfehlt. Für eine weiter wachsende Population sorgen indes die zuletzt per Saldo knapp neun Einwanderer pro 1.000 Einwohner und Jahr (weltweit Rang 14). Diese werden zudem im internationalen War for talents anhand eines knallharten Punktesystems verlesen.

Potenzielle Anleger sollten abschließend noch einen Punkt beachten. Der Russell Australian Government Bond ETF verfügt über eine Marktkapitalisierung von aktuell 57 Millionen australischen Dollar, was Down Under angesichts der Marktgröße durchaus nicht ungewöhnlich ist. Allerdings besteht bei dem Volumen ein potenzielles Liquiditätsrisiko, also die Möglichkeit, dass eine Transaktion mangels Konterpart nicht oder nur zu sehr ungünstigen Kursen zustande kommt. Von daher sollten Börsenorder immer mit einem Limit versehen werden.

Zusammenfassung und Stammdaten

Wer in einen ETF mit australischen Anleihen bester Bonität und mittleren Laufzeiten investieren möchte, ist mit dem Russell Australian Government Bond ETF gut bedient. Handelbar ist das Wertpapier über das Tickersymbol RGB direkt an der ASX. Die Ausschüttungen erfolgen quartalsweise, die Ausschüttungsrendite betrug im letzten Jahr 3,2 Prozent, in den letzten drei Jahren 4,1 Prozent per annum. Zu letzteren summieren sich noch Kursgewinne von durchschnittlich gut 1,4 Prozent pro Jahr. Diese können allerdings – wie bei Anleihen dieser Laufzeitgruppe üblich – von Jahr zu Jahr im niedrigen einstelligen Prozentbereich schwanken.

Sofern der ETF nicht veräußert wurde konnten Investoren so im vergangenen Jahr nach Kosten sowie abzüglich Inflationsrate und Abgeltungssteuer einschließlich Solidaritätszuschlag eine Realverzinsung von annähernd 1 Prozent in australischen Dollar erwirtschaften. Dies ist – den Wechselkurs außen vor gelassen – immer noch mehr als in den meisten Veranlagungszeiträumen mit dem Prommschen Nachrangdarlehen in britischen Pfund. Dies allerdings bei einer mittelfristigen Ausfallwahrscheinlichkeit nahe Null und (fast) jederzeitiger Handelbarkeit der Anlage.

Eine Bemerkung zum Abschluss: Bei dieser Anlage handelt es sich offensichtlich nicht um einen Hochdividendenwert und diente hier vor allem als Risikobenchmark bei gegebener Rendite. Nichts desto trotz kann ein solcher relativ niedrig verzinster aber eben auch schwankungsarmer Anleihen-ETF seinen strategischen Zweck auch für Einkommensinvestoren erfüllen. Auf mindestens zwei Verwendungsmöglichkeiten werde ich beizeiten im Detail eingehen.

PS: Freunde der Edelmetalldeckung können den australischen Dollar übrigens auch in reinem 999,9er Gold und Silber erwerben. Die Münzen der traditionellen Lunar-Serie sind in Australien offizielles Zahlungsmittel, auch wenn der jeweilige Edelmetallwert den entsprechenden Nominalwert weit übersteigt. Geprägt werden die Münzen von der ältesten in Betrieb befindlichen Münzprägeanstalt Australiens, der Perth Mint.

Ihre Wünsche

Gibt es andere interessante Wertpapiere, die ich einem Cashtest unterziehen soll? Schreiben Sie mir Ihre Wünsche – mit oder ohne E-Mail-Kontakt!

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