Nachtrag – Depotbanken für Einkommensinvestoren

Handelsplätze für Hochdividendenwerte

Ich möchte an dieser Stelle an einen früheren Blogbeitrag anknüpfen und endlich die berechtigte und mittlerweile vielfach gestellte Frage nach geeigneten Bankverbindungen für Einkommensinvestoren beantworten. Hierzu habe ich zunächst anhand der öffentlich verfügbaren Informationen grundsätzlich in Frage kommende Depotbanken identifiziert. Durch Ausschlüsse in Folge weitere Recherchen blieben 15 Institute übrig. Hierbei handelt es sich – wohl kaum überraschend – durchweg um Onlinebroker. Diese habe ich anschließend strukturiert befragt. Meist erfolgten die Antworten auch auf Folgefragen erfreulich schnell, in wenigen Fällen ließen sie auf sich warten, drei Institute (interessanterweise Ableger der größten privaten wie öffentlichen deutschen Bankengruppe) antworteten trotz mehrmaliger Anfrage gar nicht.

Inländische Onlinebroker

Aus den bisherigen Leserzuschriften geht klar hervor, dass inländische Institute präferiert werden. Daher habe ich mich bei der Recherche auf deutsche Onlinebroker oder deutsche Töchter ausländischer Banken beschränkt. Einlagen sind hier durchweg über die Entschädigungseinrichtung deutscher Banken (EdB) bis zu einer Höhe von 100.000 Euro (Stand heute) pro Kunde abgesichert. Folgende 15 Institute habe ich bisher im Rahmen meiner Untersuchung befragt:

  • 1822direkt
  • Comdirect Bank
  • Consorsbank
  • DEGIRO
  • DKB
  • Flatex
  • ING-DiBa
  • LYNX Broker
  • Maxblue
  • Merkur Bank
  • Netbank
  • Onvista Bank
  • S Broker
  • Targobank
  • Wüstenrot

Von diesen haben wie oben erwähnt drei gar nicht geantwortet, nämlich 1822direkt, Maxblue und S Broker (zweimal Sparkasse, einmal Deutsche Bank). Bei neun Instituten ist die Palette klassischer Hochdividendenwerte nicht oder nur sehr eingeschränkt handelbar. Entweder bieten ihre Plattformen keinen Zugang zu relevanten Börsen wie etwa der Toronto Stock Exchange (TSX) oder der Australian Securities Exchange (ASX). Oder aber sie haben bestimmte Wertpapiere von Handel ausgeschlossen und bieten beispielsweise nur die Standardaktien eines Marktes zu Kauf und Verkauf an.

Nur bei zwei Instituten sind nach Eigenauskunft sämtliche Hochdividendenwerte uneingeschränkt handelbar. Zum einen bei LYNX Broker, zum anderen bei der Netbank. LYNX Broker ist der deutsche Ableger der gleichnamigen, erst 2006 in den Niederlanden gegründeten Bank. Die Netbank wiederum war bei ihrer Gründung im Jahr 1998 Europas erste reine Internetbank ohne Filialen. Sie gehört heute zur Augsburger Aktienbank, die sich selbst wiederum im Eigentum der LVM Versicherung befindet. Im preislichen Vergleich beider Institute schneidet LYNX Broker besser ab, bezüglich der Angebotspalette die Netbank. Für weitere Informationen sowie zur Kontoeröffnung klicken Sie bitte auf das jeweilige Banner (*):

Banner von LYNX Broker

Banner der Netbank

Wer auf Investitionen in Australien und Asien verzichten kann, für den ist schließlich Flatex scheinbar noch eine Option. Über den privaten Onlinebroker aus Kulmbach sind alle in den USA und Kanada sowie ausgewählten europäischen Börsen notierten Wertpapiere handelbar – die in Übersee übrigens auch zu sehr attraktiven Konditionen. Weniger attraktiv ist der Umstand, dass Flatex als erste deutsche Bank ab dem ersten Euro Guthaben Negativzinsen verlangt. Für Einkommensinvestoren indiskutabel ist zudem die Gebühr, die Flatex für die Verbuchung von Dividenden ausländischer Zahlstellen in Rechnung stellt (siehe Kommentarbereich).

Ausländische Onlinebroker

Leider kann ich zu den im letzten Abschnitt aufgeführten Instituten keine Erfahrungswerte beisteuern sondern „nur“ die Rechercheergebnisse. Das liegt daran, dass ich seit jeher mein Hauptdepot für Hochdividendenwerte bei der Swissquote Bank, dem führenden Schweizer Onlinebroker, verwalte. Warum dort? Weil die Swissquote eine ganze Reihe von Vorteilen bietet:

  1. Über den Broker lässt sich jedes weltweit gelistete Wertpapier handeln, wenn nicht über die Plattform, dann zu gleichen Konditionen telefonisch.
  2. Jede Order wird sofern möglich sofort ausgeführt, verbucht und angezeigt (oft schon beim erneuten Laden der Übersichtsseite nach Erteilung des Auftrags).
  3. Das Institut bietet einen sehr zuverlässigen Service und ist sowohl per E-Mail als auf per Telefon rasch auskunftsfähig.
  4. Sämtliche Oberflächen sind klar strukturiert und intuitiv bedienbar.
  5. Es können beliebig viele Fremdwährungskonten ohne zusätzliche Kosten eingerichtet werden, seit kurzem ist auch der Handel mit Bitcoins möglich.
  6. Ein Standbein außerhalb der EU ist seit dem „Haircut“ in Zypern sicherlich nicht verkehrt.

Gibt es auch Nachteile? Ja, diese halten sich allerdings in Grenzen. Zum einen verlangt die Swissquote Depotgebühren in Höhe von 0,025% pro Quartal (mindestens 15, höchstens 50 Franken). Dafür sind die Handelskosten durchaus attraktiv, sofern es nicht so exotische Börsenplätze wie Jakarta oder Zagreb sein sollen. Ferner kostet ein ausgehende Überweisung zwei Euro respektive Schweizer Franken. Negativzinsen fallen dagegen erst ab einem Barbestand von über einer Millionen Schweizer Franken an.

Wer sich hingegen mit einem Depot innerhalb der Eurozone wohler fühlen sollte, dem kann ich ebenfalls aus eigener Erfahrung den Onlinebroker Internaxx aus Luxemburg empfehlen. Dieser gehörte viele Jahre zur kanadischen Toronto-Dominion Bank und wurde jüngst von der US-amerikanische Investmentfirma J. C. Flowers & Co. mehrheitlich übernommen. Tatsächlich ist sowohl das Leistungsspektrum als auch die Gebührenstruktur der Swissquote sehr ähnlich. Beide Broker bieten übrigens einen komplett deutschsprachigen Service an, bei beiden Instituten ist eine Kontoeröffnung per Post möglich. Länderspezifische Schutzeinrichtungen sichern Einlagen bis 100.000 CHF beziehungsweise Euro ab.

Ergänzende Hinweise

Die Einlagensicherung bezieht sich in allen Fällen, das nur der Vollständigkeit halber, auf Kontoguthaben, nicht auf das Wertpapiervermögen. Dieses ist ohnehin Eigentum des Kunden und wird durch die Depotstelle in aller Regel lediglich verwaltet. In aller Regel deshalb, weil es hierbei mögliche Abweichungen zu beachten gilt. Anmerkungen hierzu finden sich in Kapitel 17.1 meines Buchs „Bargeld statt Buchgewinn“. Ansonsten kann ich nur empfehlen, vor Eröffnung eines Wertpapierdepots die verfügbaren Handelsplätze, Wertpapiere und Preiskonditionen zu klären. Das gilt insbesondere für die persönlichen „Favoriten“. Das spart im Zweifel die Mühen des zunehmend bürokratischeren Kontoeröffnungsprozederes. Meine aktuellen Empfehlungen halte ich auf einer gesonderten Blogseite vor.

Weitere Vorschläge?

Vermissen Sie eine Depotbank in der Liste? Oder kennen Sie einen weiteren geeigneten Broker im In- oder Ausland? Dann informieren Sie mich bitte – egal ob mit oder ohne E-Mail-Kontakt!

    19 Antworten auf „Nachtrag – Depotbanken für Einkommensinvestoren“

    1. Hallo,

      als Noch-Kunde von Flatex möchte ich darauf hinweisen, dass nicht nur Negativzinsen in Höhe von 0,4% einbehalten werden, sondern auf JEDE Dividendeneinnahme aus dem Ausland je nach Höhe der Einnahme gestaffelt 5€ Bearbeitungsgebühr einbehalten werden.
      Für Einkommensinvestoren ist diese Bank daher meiner Meinung nach nicht attraktiv, weshalb ich hier generell keine Dividendenpapiere halte.
      Flatex ist „clever“, sie möchte Zocker anlocken und damit Geld verdienen, Einkommensinvestoren sind nicht willkommen.

      1. Hallo DocDirk,
        danke für diesen wichtigen Hinweis. Dieses nicht ganz unerhebliche Detail wurde leider im Rahmen der Befragung nicht preisgegeben! Für Einkommensinvestoren ist das Institut damit indiskutabel. Wer beispielsweise zehn Monatsausschütter hält müsste allein für die Verbuchung der Dividenden pro Jahr 600 Euro berappen.

    2. Per Kontaktformular habe ich zwei Fragen erhalten:
      1. Warum wurde der Broker CapTrader nicht befragt?
      2. Warum ist die DiBa nicht in der engeren Auswahl?
      Hier die Antworten:
      zu 1: Den Broker CapTrader kannte ich tatsächlich nicht. Erst nach Abschluss der Recherchen bin ich auf ihn gestoßen. Ich werde auch CapTrader untersuchen und das Ergebnis nachreichen.
      zu 2: Der Service der ING DiBa war hervorragend – schnell und persönlich, so wie es sein sollte. Aus dem Grund unterhalte ich bei dem Institut auch ein Giro- und Rücklagenkonto. Allerdings sind viele Hochdividendenwerte dort nicht handelbar. Das Fazit meines Ansprechpartners (dem ich eine Liste repräsentativer Hochdividendenwerte vorgelegt hatte): „Da sind wir der falsche Partner für Sie. Nur der Alerian MLP Exchange Traded Fund mit der ISIN US00162Q8666 ist bei uns handelbar.“

    3. Kann man den Antworten der Banken vertrauen? Bei der ING-DiBa kann ich nicht nur beim Alerian MLP ETF, sondern auch bei div. anderen HighDiv-Papieren (z.B. Arrow DJ Global Yield ETF, Global X Superdividend ETF, PowerShares KBW High Dividend Yield Financial Portfolio) online auf einen Kauf-/Verkauf-Button klicken und einen entsprechenden Auftrag ausfüllen.

      Interessiert hätte mich zudem eine detaillierte Übersicht der Ergebnisse zu der Umfrage: Bei welchem der angefragten Broker kann man welches Wertpapier (nicht) handeln?

      1. Banken und Vertrauen ist spätestens seit 2008 so ein Thema für sich 😉

        Scherz beiseite: Was die technischen Aspekte der Handelbarkeit angeht verlasse ich mich auf die Aussagen meiner jeweiligen Gesprächspartner – mir fehlt auch die Zeit (und Lust), alles selber auszuprobieren.

        Da weltweit je nach Definition tausende Hochdividendenwerte existieren, konnte ich bei den Brokern auch keine ausführlichen Listen einreichen. Vielmehr habe ich exemplarisch einzelne Wertpapierklassen abgefragt.

        Nehmen wir das Beispiel ING Diba: Hier sind nach Aussage des Instituts neben Standardaktien lediglich US-amerikanische Hochdividenden-ETFs handelbar. Genau hierzu zählen alle oben gelisteten Papiere. Das war es aber auch schon, kanadische und australische Titel sind ebensowenig handelbar wie beispielsweise Closed-end Funds. Das heißt ein Calamos Convertible Opportunities and Income Fund beispielsweise ist nicht handelbar, obwohl er an der NASDAQ gehandelt wird.

        Wer ausschließlich in US-ETFs investieren möchte kann daher bei der ING Diba bleiben und bei Bedarf ein Zweitdepot für „exotische“ Papiere eröffnen.

        Aus Platzgründen wollte ich auch nicht sämtliche Ergebnisse aller fünfzehn Banken veröffentlichen, sondern mich auf die besonders geeigneten konzentrieren. Ich beantworte aber gerne per E-Mail oder in den Kommentaren Fragen zu einzelnen Instituten.

        Beste Grüße
        Luis

    4. Hallo Luis
      IB hat m.M.n. folgende Deutsche Reseller
      Banx / Cap Trader/ Lynx
      Damit müsste die Handelbarkeit über TWS auch Gebührentechnisch nahe beieinander liegen .
      Zu IB eigentlich nur der Margineinsatz unterschiedlich
      ( Bei IB höher , dafür Gebühren kleiner , Nur Englisch )
      LG Det

      1. Hallo Det,
        das deckt sich mit meinen Informationen – letztlich nehmen sich die drei Anbieter nicht viel. Der Gebührenunterschied zu IB resultiert natürlich aus der Refinanzierungsmarge des Wiederverkäufers, dafür ist die Handhabung deutlich einfacher.

        Schönes Wochenende
        Luis

    5. Hallo Luis,

      ich habe eine Frage zu Lynx Broker, den du (noch?) als „inländischen Broker“ aufgeführt hast.

      Bei Lynx werden die Trading-Konten bei Interactive Brokers Ltd. in London geführt. Muttergesellschaft ist die börsennotierte US-amerikanische Interactive Brokers LLC in Greenwich (Connecticut).

      Nach dem Brexit hätte man dann doch analog zu Swissquote Bank ein Standbein außerhalb der EURO-Zone, oder wie siehst du das?

      Besten Dank!

      1. Hallo Torsten,
        ja, das ist korrekt. LYNX Broker ist genau wie CapTrader ein inländischer Broker mit Wertpapierverwahrung im Ausland. Außerhalb der Euro-Zone bist Du mit dem Depot schon jetzt (die Briten haben ja ihr Pfund nie aufgegeben), nach einem etwaigen Brexit auch außerhalb der EU. Regulierungsvorgaben der EU bist Du allerdings nicht los, sonst dürfen die beiden Broker hierzulande die Dienstleistungen gar nicht anbieten.

        Beste Grüße
        Luis

    6. Hallo Luis,
      vielen Dank für die prompte Antwort. Hättest du ein Beispiel welchen Nachteil die Abhängigkeit zu den Regulierungsvorgaben der EU haben könnte, gerade in einem Szenario, indem der EURO im Zuge einer Währungskrise abgeschafft werden würde?

      Dann noch eine kurze Frage zu Swissquote, weil ich diesbezüglich auf den Seiten von Swissquote keine Antwort gefunden habe. Ich interessiere mich hauptsächlich für Anleihen in Fremdwährungen. Weißt du zufällig, ob es bei Swissquote möglich ist, die Zinsen einer US Staatsanleihe und den Rückkaufwert am Ende der Laufzeit auf das in US-Dollar geführte Währungskonto gutgeschrieben zu bekommen? Bei comdirect z.B. werden die Zinsen nach Erhalt automatisch in EUR getauscht, egal wie schlecht der Wechselkurs in diesem Moment auch ist und obwohl es dort auch die Möglichkeit verschiedener Fremdwährungskonten gibt.

      Viele Grüße,
      Torsten

    7. Hallo,

      Cef – Kurse werden in meinem Ing-Depot falsch angezeigt!? Also die Kurse im Depot sind falsch. Wenn man drauf geht ist der richtige Preis. Hat ich jemand Probleme damit?

    8. Hi Luis,

      Hier der Sacha aus Luxemburg. Internaxx gibt es schon lange nicht mehr 😉 Kannst du im Artikel korrigieren. Dafür gibt es jetzt Swissquote in Luxemburg, die allerdings ganz andere (höhere) Preise haben als der schweizer Pendant. Außerdem wèrde ich bei Swissquote natürlich der Luxemburgischen Einheit zugeordnet werden und somit Mifid-gebunden … seufz 😉

      Viele Grüße,
      Sacha

      1. Hallo Sacha,
        danke für den Hinweis. Die Swissquote hat seinerzeit der kanadischen TD die Internaxx abgekauft. Vermutlich, um einen separaten Broker für das EU-Geschäft zu haben, Luxemburg ist dafür ja ein guter Standort, allerdings natürlich auch EU-reguliert. Und die sind tatsächlich noch teurer als die Schweizer Mutter?

        Viele Grüße
        Luis

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