Geldgespräch – Alexander Hinz von fairr

„Make Riester Great Again?“

Den selbstironischen Untertitel dieses Blogbeitrags habe ich der aktuellen Kampagne von fairr (*) entnommen. Den innovativen Finanzdienstleister habe ich im Blogbeitrag „Riester, Rürup, Versorgungswerke“ in einem Nebensatz erwähnt. Hierüber ist schließlich auch Alexander Hinz, der Pressesprecher des mittlerweile 25 Mitarbeiter zählenden Unternehmens, auf meinen Blog aufmerksam geworden.

Das Fintech mit Sitz in Berlin ist im November 2013 mit dem Anspruch angetreten, durch Transparenz und Digitalisierung das kostenträchtige und renditeschwache Angebot geförderter Altersvorsorgeprodukte in Deutschland aufzumischen. Wie bereits in den Beiträgen zur betrieblichen Altersvorsorge (bAV) und der Riester-Rente ausgeführt, handelt es sich hierbei auch immer um eine Form passiven Einkommens, auch wenn Investition und Zahlungsrückfluss auseinanderfallen. Grund genug also, vor Ort ein wenig Startup-Atmosphäre zu schnuppern und mich mit Alexander Hinz zum Thema auszutauschen.

Noch ein Hinweis vorab: Am Ende des Beitrags findet sich ein selbst erstellter Vergleichsrechner für Sparverträge im Excel-Format, der frei heruntergeladen werden kann.

Alexander Hinz (Pressesprecher fairr)
Mein Gesprächspartner Alexander Hinz, Bildquelle: Fairr.de GmbH

Unser Interview

Luis Pazos: Webbasierte, staatlich geförderte Altersvorsorge: Bürokratie und Fintech – zwei Welten prallen aufeinander. Wie kam es zu dieser Verbindung?

Alexander Hinz: Die Gründer von fairr waren auf der Suche nach geeigneten Produkten für ihre private Altersvorsorge. Der bürokratische Aufwand bei der Beantragung der staatlichen Förderung war dabei nicht der springende Punkt, etwas ändern zu wollen. Jens Jennissen ist mit komplexen Finanzprodukten und Kapitalmärkten bestens vertraut, hat als Research Analyst und Händler gearbeitet.

Was er bei der Suche nach einem Riester-Vertrag allerdings erlebt hat, war ausschlaggebend dafür, die Sache selbst in die Hand nehmen. Die harsche Kritik an der privaten Altersvorsorge trifft leider zu. Eine Menge Geld und damit auch staatliche Zulagen sind in Vertriebskanälen versickert.

Es gab kein einziges Produkt am Markt, das die staatliche Förderung zu geringen Kosten mit einer wissenschaftlichen Geldanlage kombiniert hat. Wer von der staatlichen Förderung profitieren wollte, war auf leistungsschwache Produkte angewiesen.

Luis Pazos: Wie lange dauerte es von der Idee zum zertifizierten Produkt und was waren die wesentlichen Hindernisse auf dem Weg dorthin?

Alexander Hinz: Die Idee eines ETF-Sparplans mit staatlicher Förderung ist Ende 2013 gereift. Neben den Herausforderungen einer Gründung und der Finanzierung war ein entscheidender Punkt die Suche nach der geeigneten Partnerbank. Der laufende bürokratische und administrative Aufwand ist enorm hoch und bedarf spezieller Expertise und Systeme.

Die Sutor Bank hat in diesem Bereich sowohl die erforderliche Kompetenz als auch die Innovationsbereitschaft mit einem Start-up neue Wege in der Zusammenarbeit zu gehen. Schlussendlich ging es natürlich auch um die erforderliche Zertifizierung und einen soliden Risikoträger, da bei Riester-Verträgen eine Beitragsgarantie obligatorisch ist.

Die Entwicklungszeit des Sparplanes inklusive der Zertifizierung hat acht Monate in Anspruch genommen. Mitte 2014 sind wir dann mit dem Riester-Fondssparplan an den Markt gegangen.

Luis Pazos: „Fair“ ist nicht nur ein politisch arg strapazierter Begriff sondern erzeugt auch eine ambitionierte Erwartungshaltung bei potenziellen Kunden. Wie kam es zu dem Namen und was versteht fairr unter „fair“?

Alexander Hinz: Bei der Entwicklung unserer Produkte liegt das Augenmerk darauf, die richtigen Anreize bei der Kostenstruktur zu setzen und dadurch unser Interesse an das der Kunden zu koppeln: langfristig steigende Depotwerte. Unter einem fairen Riester-Vertrag verstehen wir ein Produkt, das keine Kundengelder verschwendet und das maximal transparent ist.

Hohe Provisionen und das kundenfeindliche Zillmerverfahren setzen bei herkömmlichen Produkten fragwürdige Anreize. Große Banken und Versicherungen setzen lieber ihre eigenen teuren Dachfonds ein als kostengünstige ETFs. Das Interesse der Kunden steht dadurch oft erst an zweiter oder dritter Stelle.

Luis Pazos: Stichwort Kostenstruktur. Die habt ihr ja komplett transparent gemacht. Die internen Gesamtkosten der ETFs belaufen sich auf 0,13 bis 0,5 Prozent pro Jahr. Hinzu kommen 27 Euro Kontoführungsgebühr sowie 1,5 Prozent des Vertragsvermögens bis 5.000 Euro Depotstand. Das macht bei einem Depotstand von 2.500 Euro in Summe 77 Euro oder gut drei Prozent pro Jahr – ein recht knackiger Wert, oder?

Alexander Hinz: In Relation zu einem ETF-Sparplan ohne Steuervorteile und Zulagen mag das viel erscheinen. In Relation zu herkömmlichen Riester-Verträgen würde ich von knackig günstig sprechen. Ganz ehrlich und salopp gesagt: In den ersten Jahren legen wir drauf. Die Depots sollen eben zu Beginn nicht durch Abschlussprovisionen erdrückt werden, sondern sich bereits in den ersten Jahren positiv entwickeln können. Damit gehen wir unternehmerisch ins Risiko, was sich aber auszahlt, wenn die Depots so zügig in den Zinseszinseffekt kommen und uns die Sparer treu bleiben.

Auch an dieser Stelle geht es wieder um die richtigen Anreize. Wir haben die Gebühren nach Depotvolumen gestaffelt, da der Verwaltungsaufwand für kleine und große Depots gleich hoch ist. Ab 5.000 Euro sinkt die prozentuale Gebühr auf ein Prozent p. a., ab 10.000 Euro auf 0,5 Prozent p. a. Die Effektivkosten für einen Mustersparer liegen über die gesamte Vertragslaufzeit bei etwa ein Prozent pro Jahr. Darüber hinaus bindet unsere Kunden nur die Zufriedenheit an uns – nicht der Gedanke an bereits gezahlte Abschlusskosten. Wer nach wenigen Jahren wechseln möchte, kann das bei uns problemlos tun. Wechselgebühren erheben wir keine.

Luis Pazos: An geförderten Altersvorsorgeprodukten herrscht auf dem deutschen Markt beileibe kein Mangel. War angesichts der hohen Wettbewerbsintensität der Markteintritt nicht äußerst riskant? Zumal mit einer Lösung – der Riester-Rente –, die nicht gerade den besten Ruf genießt?

Alexander Hinz: Die Riester-Rente hat einen schlechten Ruf. Das Thema Altersvorsorge ist jedoch sehr wichtig, viel zu wichtig, um es allein den Banken und Versicherungen zu überlassen, die für viel Frustration bei Riester-Sparern gesorgt haben. In den letzten Jahren haben sich einige Anbieter zurückgezogen und bieten kein Riester-Produkte mehr an.

Das liegt nicht zuletzt daran, dass seit 2017 ein verpflichtendes Produktinformationsblatt für alle Riester- und Rürup-Verträge eingeführt wurde, das besonders leistungsschwache Verträge entlarvt. Der Wettbewerb unter den großen Anbietern mag intensiv sein. Die Hürde in den Markt einzutreten lag aber gewiss nicht an der Qualität der bestehenden Produkte.

Wir haben den Luxus, die Produkte im Interesse der Kunden entwickeln zu können statt es auf den Vertrieb zuschneiden zu müssen, da wir auf Selbstentscheider setzen, die unsere Produkte direkt online abschließen.

Luis Pazos: Über welche Alleinstellungsmerkmale im Bereich der geförderten Altersvorsorge verfügt denn aktuell die Produktpalette von fairr?

Alexander Hinz: Wir bieten den einzigen Riester-Fondssparplan mit ETFs und garantierten Rentenkonditionen. Das gleiche gilt für unseren Rürup-Sparplan. Nur bei uns stehen die Konditionen für die Auszahlungsphase bereits bei Abschluss der geförderten Fondssparpläne fest. Dadurch haben wir es geschafft, die Vorteile eines Banksparproduktes mit denen eines Versicherungsproduktes zu verknüpfen: Eine renditestarke und effiziente Ansparphase mit der Planungssicherheit einer sonst wesentlich teureren Versicherungspolice.

Die Transparenz und Flexibilität unserer Sparpläne sticht ebenfalls heraus. Statt einmal im Jahr auf eine unverständliche Bestandsmeldung warten zu müssen, können unsere Kunden online jede Transaktion einsehen und so nachvollziehen, wann und zu welchem Kurs Fondsanteile ge- oder verkauft und wann dem Vertrag Kosten entnommen oder Zulagen gutgeschrieben wurden. Die Sparrate ändern unsere Kunden ebenfalls einfach online und gebührenfrei. Das gilt auch für Sonderzahlungen oder das Aussetzen von Zahlungen, also im Fall einer Beitragsfreistellung.

Luis Pazos: Fluch oder Segen der geförderten Altersvorsorge ist die Pflicht der Anbieter, mindestens die eingezahlten Beiträge des Kunden zum Vertragsende zu garantieren. Wie stellt ihr das mit eurem aktienlastigen Konzept sicher?

Alexander Hinz: Die Beitragsgarantie stellen wir zum einen über die Mindestvertragslaufzeit von 12 Jahren sicher. Zum anderen haben wir ein Ablaufmanagement entwickelt, das auf einem einfachen Grundsatz beruht: Sparer mit viel Zeit bis zur Rente können Schwankungen am Aktienmarkt aussitzen und daher mit maximaler Aktienquote von 90 Prozent sparen. Das gilt für Laufzeiten von über 23 Jahren.

Für kürzere Laufzeiten senken wir das Risiko im Portfolio Schritt für Schritt herab. Damit erreichen wir zwei Ziele gleichzeitig. Erstens: Je näher die Rente rückt, desto mehr Planungssicherheit wünschen sich unsere Kunden hinsichtlich der zur erwartenden Rente. Zweitens: Das Risiko für unsere Partnerbank sinkt, falls es zum unwahrscheinlichen Fall kommt, dass sich der Aktienmarkt über einen sehr langen Zeitraum negativ entwicken sollte.

Auch die geringen Vertragskosten helfen an dieser Stelle weiter. Branchenübliche Verträge sind in den ersten Jahren mit enormen Kosten belastet und starten so im Minus. Das verzögert nicht nur den Zinseszinseffekt, sondern führt je nach Wertsicherungsmechanismus dazu, dass Sparraten auch bei langer verbleibender Ansparphase in Anleihen statt Aktien investiert werden.

Mein persönliches Angebot von fairr
Mein persönliches Angebot, Bildquelle: Fairr.de GmbH

Luis Pazos: Was die Freude über den effizienten Ansparprozess trüben könnte ist die Verrentung. Die habe ich mal anhand eines auf mich zugeschnittenen Angebots durchgerechnet. Schlösse ich jetzt einen fairriester-Vertrag ab, würde ich über die nächsten 24 Jahre 47.520 Euro an eigenen Beiträgen einzahlen. Das prognostizierte Verrentungskapital beliefe sich einschließlich Grundzulage auf erfreuliche 89.000 Euro. Der Knackpunkt: Mit dann 67 Jahren beträgt meine Restlebenserwartung noch circa 13 Jahre. Das ergibt bei 340 Euro Riester-Rente im Monat einen Rückfluss von 53.040 Euro oder eine interne Verzinsung von 0,6 Prozent. Kein gutes Geschäft für mich, oder?

Alexander Hinz: Auf den entscheidenden Punkt der konservativen Sterbetafeln gehe ich gerne noch ein. Zuerst zu Deiner Rechnung: Auf die Grundzulage kommen bei Dir noch etwa 550 EUR Steuererstattung pro Jahr durch das Finanzamt oben drauf. Die kannst Du rechnerisch von Deinen Eigenbeiträgen abziehen, dann verbleiben an der Stelle circa 35.000 EUR. Die voraussichtlichen 340 Euro Rente sind wiederum zu versteuern, wobei die Einkommenssteuer im Rentenalter meist deutlich niedriger als im Erwerbsleben ist. Der Effekt dieser Steuerstundung macht Riester für Gutverdiener ohne Kinder erst richtig spannend.

Mit 67 hast Du dann mehrere Optionen. Je nach Fitness und Plänen kannst Du das gesamte Kapital verrenten lassen und auf ein langes Leben hoffen, bis zu 30 Prozent förderunschädlich auszahlen lassen oder den Vertrag förderschädlich kündigen. Im letzteren Fall sind dank der 12/62-Regel nur die Hälfte der Gewinne steuerpflichtig. Zulagen und Steuervorteile fließen zwar zurück, nicht aber die damit erzielten Zinsen. Die Förderung kannst Du wie einen kostenlosen Kredit über 24 Jahre betrachten. Das ist kein schlechtes Geschäft bei einem Riester-Fondssparplan mit Effektivkosten von einem Prozent.

Luis Pazos: Dann dürfte es sich ja wohl in jedem Fall lohnen, eine der beiden Auszahlungsoptionen in Anspruch zu nehmen!

Alexander Hinz: Das kommt darauf an. Wenn Du zu Renteneintritt topfit sein solltest und neben der Wertentwicklung auch die Förderung erhalten möchtest, ist auch die Verrentung eine Option, die Du abwägen solltest. Die Mehrzahl unserer Kunden will ihren Lebensstandard bis zum Tod abgesichert wissen, statt einmalig einen großen Batzen Geld ausgezahlt zu bekommen. Die Verrentung des Kapitals ist dabei kein Verlustgeschäft – wie oft behauptet wird. Hierzu ein interessanter Fakt: 90 Prozent der Deutschen unterschätzen ihre Lebenserwartung – im Durchschnitt sogar um sieben Jahre! Bei der Riester-Rente geht es dem Staat um einen Baustein, der die gesetzliche Rente ergänzen soll. Für viele Rentner geht es dabei um ein existenzsicherndes Niveau. Versicherer übernehmen an dieser Stelle die Aufgabe auch die Existenz von Menschen abzusichern, die 95 oder 105 Jahre alt werden. Dabei wird als Sicherheitspuffer in der Tat mit hohen Lebenserwartungen gerechnet. Was jedoch kaum jemand weiß: Verstirbt ein Versicherter früher als in den konservativen Sterbetafeln angenommen, müssen die sogenannten Sterblichkeitsgewinne mindestens zu 90 Prozent wieder in Form von Überschüssen an die übrigen Versicherten ausgezahlt werden.

Wenn Du auf Nummer sichergehen willst, kannst Du auch eine 10-jährige Rentengarantiezeit oder eine Restkapitalabfindung als Hinterbliebenenabsicherung wählen. Beides schmälert die monatliche Rente, schafft dafür aber Planungssicherheit. Zu dem Mythos, dass sich Riester nur lohnt, wenn man sehr alt wird, haben wir einen längeren Blogbeitrag geschrieben, in dem wir ein paar Beispiele hoch- und runtergerechnet haben.

Luis Pazos: So innovativ das Konzept von fairr auch ist, mangels „Burggraben“ ist es schnell durch Branchengrößen kopierbar. Wie lange wird dieser Vorsprung noch zu halten sein?

Alexander Hinz: Unser Burggraben ist die Kompromisslosigkeit, die wir bei der Entwicklung unserer Produkte an den Tag legen können. Die Produkte entwickeln wir für uns selbst und sind dabei unsere kritischsten Kunden. Die Branchengrößen setzen zumeist auf Push statt Pull, also auf Verkäufer statt Selbstentscheider.

Gerade bei den komplexen Altersvorsorgeverträgen sind die Vertriebsstrukturen äußerst eingefahren und teuer. Die hohen Kosten müssen deren Produkte wieder einbringen, darunter leidet die Qualität. Wir würden uns freuen, wenn andere Anbieter unserem Beispiel folgen würden. Mal sehen, wie viele Jahre noch vergehen müssen, bis ETFs auch in der Filialbank um die Ecke empfohlen werden.

Luis Pazos: Auch im provisionsträchtigen Bereich der bAV mangelt es an wirtschaftlichen Angeboten, wie ich in einem früheren Blogbeitrag ausgeführt habe. Wann wird fairr auch dieses Segment bedienen?

Alexander Hinz: Auch für die betriebliche Altersversorgung bieten wir ab sofort eine Lösung: die „fairrbav“. Dabei handelt es sich um eine Direktversicherung als Nettoprodukt, also ohne Abschlussprovision, die mit 100 Prozent ETFs bespart werden kann. Die Beitragsgarantie übernimmt der Arbeitgeber, ebenso einen Teil der Vertragskosten. Dadurch unterscheidet sich unsere Lösung maßgeblich von branchenüblichen Direktversicherungen.

Luis Pazos: Aller Wahrscheinlichkeit nach wird die Abgeltungssteuer in absehbarer Zeit fallen. Ein Direktengagement in Wertpapieren würde vermutlich unattraktiver werden. Hat fairr hierfür bereits Lösungen in petto?

Alexander Hinz: An der Stelle ist noch viel Platz für Spekulationen. Mit der Einführung der Abgeltungssteuer wurde das Halbeinkünfteverfahren abgeschafft und der Werbungskostenabzug eingeschränkt. Es ist daher unwahrscheinlich, dass keinerlei Ausgleich geschaffen wird, falls die Abgeltungssteuer fallen sollte. Wenn das Direktengagement in Wertpapiere tatsächlich unattraktiver wird, würden unsere geförderten Sparplänen umso attraktiver werden.

Luis Pazos: Arbeitet fairr angesichts der langen Anlaufzeit, der hohen Wettbewerbsdichte und der niedrigen Kosten bereits profitabel? Falls nein: Zu wann ist die Gewinnschwelle avisiert?

Alexander Hinz: Mit dem Kundenwachstum sind wir seit dem Startschuss 2014 sehr zufrieden. Dazu tragen insbesondere die Empfehlung durch Finanztest und Finanztip bei, aber auch die hohe Weiterempfehlungsrate unter unseren Kunden. Unser Gebühren- und Geschäftsmodell geht langfristig auf, das überzeugt unsere Kunden und Investoren. Bis zur Gewinnschwelle sind noch weitere Finanzierungsrunden geplant.

Ergänzende Informationen

Wesentlich mehr als fairr dürfte kein anderer Anbieter aus der Produktkategorie rausholen können. Dies liegt daran, dass der Anbieter einen provisionsfreien Vertrag mit mäßigen Gebühren und eine preiswerte, aktienlastige Fondsanlage mit systematischem Risikomanagement kombiniert hat. Nichts desto trotz ermöglicht fairriester erst mit Beginn der Verrentung die Erzielung eines passiven Einkommens. Diese Option ist für Anleger attraktiv, die besagtes Langlebigkeitsrisiko abgedeckt wissen wollen. Alle anderen Einkommensinvestoren können das Produkt zum Ansparen nutzen, siehe hierzu auch den Blogbeitrag „Geldanlage – Wie starte ich mit Hochdividendenwerten?“.

Letztere Option ist deswegen möglich, da fairriester, wie Alexander Hinz angedeutet hat, den regulatorischen Rahmen maximal auszuschöpfen erlaubt. Wie also sieht die mögliche Alternative zum klassischen Fonds- oder ETF-Sparplan konkret aus? Folgendes Vorgehen ist möglich:

  1. Der Anleger schließt fairriester mit einer monatlichen Sparrate von 175,00 Euro ab. Bis zu dieser Summe können die Einzahlungen steuerlich abgesetzt werden. Die Sparrate mindert sich effektiv um die individuellen Zulage(n) beziehungsweise den Steuervorteil.
  2. Der Beginn der Auszahlung beziehungsweise das geplante Rentenalter wird zunächst ab dem 83. Lebensjahr festgesetzt. So bleibt die Aktienquote des Depots fast durchgängig bis in das siebte Lebensjahrzehnt bei 90 Prozent.
  3. Sämtliche Wertpapiererträge (Dividenden, Zinsen, Kursgewinne aus Rebalancierung) fließen dem Depot brutto für netto zu und werden ungeschmälert wiederangelegt, da innerhalb eines Riestervertrags keine Abgeltungssteuer anfällt. Auch von der neuen Fondsbesteuerung ab 2018 ist fairriester nicht betroffen.
  4. Möchte der Anleger das Vertragsguthaben in eine andere Anlageklasse wie beispielsweise Hochdividendenwerte umschichten, kann er den Vertrag zu jedem Zeitpunkt kündigen. Dies ist „förderschädlich“, das heißt der Anleger muss die Zulagen und Steuervorteile auf das entnommene Vermögen zurückzahlen. Gewinne mit dem persönlichen Einkommensteuersatz zu versteuern. Diese Option lohnt sich vorzugsweise dann, wenn das Depot im Plus steht.
  5. Vor dem geplanten Rentenalter kann der Anleger ebenfalls jederzeit den Beginn der Auszahlung auf den frühestmöglichen Zeitpunkt, nämlich ab dem 62. Lebensjahr, vorziehen. Diese Möglichkeit steht ihm offen, sofern das Depot nicht im Minus steht. Mit Rentenbeginn kann er sich für die förderunschädliche (Teil-)Verrentung des angesparten Vermögens entscheiden. Die Rentenzahlungen werden mit dem persönlichen Steuersatz besteuert.
  6. Alternativ kann der Anleger den Vertrag analog zu Punkt vier kündigen. In diesem Fall muss er zwar ebenfalls die Förderung zurückzahlen, allerdings werden nur die Hälfte der Gewinne versteuert, sofern der Vertrag mindestens 12 Jahre bestanden hat.

Die hier skizzierte Vorgehensweise eignet sich für risikofreudige Sparer, die bewusst eine hohe Aktienquote zu akzeptieren bereit sind. Bei den hier aufgeführten Vertragsparametern besteht immer die Wahrscheinlichkeit, dass der gewünschte Ausstiegszeitpunkt in eine Baissephase fällt – die Garantie des Anbieters greift jedoch nur zum vereinbarten Rentenbeginn. Auf der anderen Seite sinkt dieses Risiko mit zunehmendem Zeithorizont. Der Charme der Lösung besteht darin, die Zulagen und Steuervorteile renditestark zu investieren und bei förderschädlichem Ausstieg wie ein gedecktes zinsloses Darlehen, an welchem zudem die Inflation geknabbert hat, zurückzuzahlen. Letztlich kommt es hierbei auch immer auf die individuellen Lebensumstände an. Eine weitere Alternative ist der Abschluss eines ungeförderten Vertrags. Um die Auswirkungen verschiedener Parameter beurteilen zu können, habe ich einen kleinen Vergleichsrechner erstellt, der nachfolgende heruntergeladen werden kann:

> Vergleichsrechner fairr versus ETF-Sparplan (XLSX) <

Mein Fazit

Das Interview und die kurzen Ausführungen belegen die flexiblen Einsatzmöglichkeiten eines „Riester-Mantels“, sofern der Anbieter passende Rahmenbedingungen setzt. Dies ist bei fairr hinsichtlich der Kosten, Anlagen und Strategie meines Erachtens der Fall. Sicherlich gibt es auch noch günstigere ETFs als die vom Anbieter vorgegebenen, allerdings bewegen wir uns hier bezüglich der Gebühren im geringen Nachkommabereich.

Insbesondere als Alternative zu privaten Sparplänen halte ich fairriester für interessant, sofern ein aufgeschobenes und kein sofortiges Einkommen angestrebt wird. Die Subventionen in der Ansparphase verbunden mit der Steuerfreiheit der Erträge dürften die etwas niedrigeren Kosten eines ETF-Sparplans in aller Regel überkompensieren. Durch Einmalzahlungen zu Vertragsbeginn lassen sich die Kosten übrigens weiter drücken. Ferner ist es möglich, das Auszahlungsalter wie dargestellt vorzuziehen und damit etwaige (Kurs-)Gewinne steuerfrei zu verbuchen und schwankungsarm anzulegen. Und schließlich steht auch noch die Option der Verrentung offen.

Weitere Informationen finden sich auf der Seite von fairr. Das Unternehmen betreibt darüber hinaus einen lesenswerten Blog zum Thema. Sollten diese Quellen noch Fragen offen lassen, nimmt sich dieser gerne das Team um Alexander Hinz an. Konkrete Angebote lassen sich mit einem Klick auf nachfolgendes Banner (*) berechnen:

Banner von fairr

PS: Mit dem „Rentist“ bietet fairr ein Gratisprogramm zur Berechnung etwaiger Rentenansprüche. Die Applikation ist aktuell nur für iOS (Apple) erhältlich.

PPS: Kennen Sie weitere innovative und interessante Finanzdienstleister, die ich zu ihren Angeboten befragen soll? Schreiben Sie mir Ihre Vorschläge – mit oder ohne E-Mail-Kontakt!

    7 Antworten auf „Geldgespräch – Alexander Hinz von fairr“

    1. Moin Luis,

      richtig guter Artikel / gutes Interview in dem du ein sau interessantes Startup vorstellst (auch wenn das Produkt persönlich nichts für mich ist).

      Weiter so !

      LG
      Niklas

      1. Hallo Niklas,
        vielen Dank! Ich war zunächst auch eher skeptisch, das Thema Riester-Rente hatte ich gedanklich (wie vermutlich viele) abgehakt. Das lag nicht zuletzt an der schlechten Presse.

        Umso interessanter fand ich die Gestaltungsmöglichkeiten, die kreative Anbieter im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben umsetzen können – einschließlich „guter“ Anlageinstrumente. Und auch der Blick in das Innere war allemal aufschlussreich …

        Natürlich handelt es sich hierbei nicht um ein Jedermann-Produkt, sondern in erster Linie um eine Alternative für ETF-Sparer. Dennoch fand ich es wichtig, die Vorteile eines eher schlecht beleumundeten Produkts aufzuzeigen, vor allem, wenn neben der Verpackung auch der Inhalt stimmt.

        Beste Grüße
        Luis

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