Rezension – Warren Buffett: Sein Weg. Seine Methode. Seine Strategie.

Von Robert G. Hagstrom, 300 Seiten, 24,99 Euro, Börsenbuchverlag 2016

Warren Buffett ist zweifellos ein Phänomen. Das betrifft nicht nur die herausragende Performance seiner Investmentholding Berkshire Hathaway sondern mindestens genauso sein Habitus, dem selbst stramme Antikapitalisten etwas Sympathisches abzugewinnen in der Lage sind. So nimmt es kein Wunder, dass gängige Internetbuchhändler mit mehreren hundert verschiedenen Titeln zu diesem, statistisch ausgedrückt, Fünf-Sigma-Investor aufwarten. Hierunter dürfte Hagstroms Mischung aus Porträt, Analyse und Ratgeber mit weit über einer Millionen verkauften Exemplaren die mit Abstand erfolgreichste Publikation repräsentieren.

Titelbild von Warren Buffett

Das ist nicht zuletzt darauf zurückzuführen, dass bereits der Vater des Autors mit Buffett persönlich befreundet ist sowie der an kultische Verehrung grenzenden Passion, mit der sich Hagstrom seit über zwei Jahrzehnten dem Untersuchungsgegenstand hingibt, wovon bereits mehrere Monographien Zeugnis ablegen. Mittlerweile hat der Börsenmedienverlag drei Auflagen der deutschsprachigen Ausgabe herausgebracht.

Zwölf Leitsätze

Neben Kindheit, Jugend und Studium geht der Autor in weiteren Kapitel auf die prägenden Persönlichkeiten ein, deren Anlageprinzipien Buffett zu seinen so oft kopierten und doch nie erreichten Investmentmaximen amalgamierte. Die zwölf entscheidenden Leitsätze bei der Aktienauswahl sowie neun detailliert analysierte Fallstudien aus über vierzig Jahren professionellem Stockpicking werden in zwei weiteren Kapiteln thematisiert. Hinweise zum Portfoliomanagement und zur Psychologie der Geldanlage schließen das umfangreiche Werk ab. Abgesehen von einigen, eventuell auf den Übersetzer zurückzuführende Fehler, so werden „Millionen“ mit „Milliarden“ verwechselt und der Vietnamkrieg als „hart erarbeiteter Sieg“ der USA proklamiert, eignet sich das Buch allemal, tief in Weg, Methode und Strategie des seit vielen Jahren bei der Titelvergabe des reichsten Mannes der Welt mitmischenden Buffett einzutauchen.

Zwei Unterschiede

Ob der durchschnittliche Investor daraus Nektar für den Tanz auf dem Börsenparkett saugen kann, steht auf einem ganz anderen Blatt Papier. Gleiches gilt für die über das gesamte Buch verstreuten Proklamationen, es dem „Orakel von Omaha“ gleich zu tun – freilich nachdem man die zuvor fälligen Lektionen verinnerlicht hat. Einen kleinen Trost für passiv agierende Investoren, jene also, die nicht davon überzeugt sind, den Markt langfristig durch überlegene Titelauswahl outperformen zu können, hat Hagstrom auch parat, denn „[m]an braucht sich nicht zu schämen, wenn man in einen Indexfonds investiert“ und nicht zu den „Anlegern mit Ahnung“ zählt.

Dies verkennt allerdings mindestens zwei Tatsachen, die Buffetts herausragende Leistung keineswegs schmälern, seinen Nachahmern allerdings glasklare Grenzen setzen. Zum einen darf er getrost seit mehreren Jahrzehnten als Insider gelten, verfügt also über einen privilegierten Zugang zu politischen wie wirtschaftlichen Informationen und Institutionen. Zum zweiten nimmt Buffett durch den Erwerb ganzer Firmen oder signifikanter Anteile davon aktiv Einfluss auf das operative Geschäft. Selbstredend wird er hierbei zum wirtschaftlichen Wohl der Beteiligungen seine Stellung und Kontakte renditesteigernd zur Geltung bringen.

Eine Empfehlung

Dem Ausnahmecharakter scheint sich Buffett zuletzt durchaus bewusst gewesen zu sein. Mit seiner im Aktionärsbrief vom Februar 2014 auf Seite 20 ausgesprochenen Empfehlung, die leider nicht (mehr) im vorliegenden Buch thematisiert wird, vollzieht er einen Paradigmenwechsel: „Investieren Sie 10 Prozent Ihres Geldes in kurzlaufende Staatsanleihen und 90 Prozent in einen sehr kostengünstigen S&P 500 Indexfond.“ Genau dies rät er seinen Erben. Sein Nachlass soll also bemerkenswerterweise gerade nicht in Bershire Hathaway investiert bleiben. Das bedeutet freilich nichts anderes, als dass er dieser unter seinen Nachfolgern langfristig eine im Vergleich zum Marktdurchschnitt nur unterdurchschnittliche Performance zutraut.

Fazit und Kontrast

Wer sich mit dem Leben und Wirken Buffetts auseinandersetzen möchte ist mit dieser Publikation sicherlich gut bedient, als Kontrastlektüre bietet sich ein einschlägiges Buch Gerd Kommers an, beispielsweise der Bestseller „Souverän investieren mit Indexfonds und ETFs: Wie Privatanleger das Spiel gegen die Finanzbranche gewinnen“ (*).

PS: Gibt es noch weitere Bücher zum Thema, die sich für die Leser des Blogs zu rezensieren lohnt? Schreiben Sie mir Ihre Vorschläge – mit oder ohne E-Mail-Kontakt!

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