Rezension – Rich Dad Poor Dad: Was die Reichen ihren Kindern über Geld beibringen

Von Robert T. Kiyosaki, 240 Seiten, 14,99 Euro, FinanzBuch Verlag 2014

Unfassbare 20 Jahre ist es her, dass die beginnende Dotcom-Blase ebenso viele Kursraketen in den Börsenhimmel wie Finanzratgeber auf die Bestsellerlisten beförderte. Den unangefochtenen Spitzenplatz erklomm diesseits des Atlantiks Bodo Schäfer mit „Der Weg zur finanziellen Freiheit“ (*), das Pendant jenseits des großen Teichs war das 1997 erstmals veröffentlichte Buch Robert T. Kiyosakis „Rich Dad Poor Dad – Was die Reichen ihren Kindern über Geld beibringen“ (*) – angesichts des runden Jubiläums ein willkommener Anlass, den Inhalt Revue passieren zu lassen.

Titelbild von Rich Dad Poor Dad

Integrität und Konstanz

Im Gegensatz zum ob seiner Prognosen und Empfehlungen phasenweise stark in die Kritik geratenen Schäfer gelang es dem US-Amerikaner mit japanischen Wurzeln bis heute seine Integrität wie auch unternehmerische Konstanz zu wahren. Über sieben Jahre hielt sich das millionenfach verkaufte Buch auf der New-York-Times-Bestsellerliste. Grund genug für den FinanzBuch Verlag „Rich Dad Poor Dad“ (*) vor mittlerweile drei Jahren neu aufzulegen und nach und nach um die Folgebände der mittlerweile zur Reihe ausgeweiteten Marke zu vervollständigen.

Der langanhaltende Erfolg des Ratgebers dürfte dabei vor allem durch die Tatsache begründet sein, dass der Autor trotz seinerzeit weltweit boomender Börsen mit keiner einzigen reißerischen Silbe einem manischen Herdenverhalten Vorschub leistet. Im Gegenteil, der Illusion vom schnellen Reichtum erklärt Kiyosaki eine klare Absage, weshalb der geneigte Leser konkrete Anlageempfehlungen auch vergeblich suchen wird. Sein Buch hat vielmehr den Charakter eines bewusst zeitlos gehaltenen Finanzcoaching-Kurses mit stark autobiographischer Prägung.

Tretmühle macht arm, Finanz-IQ reich

Am Anfang stehen – der Titel deutet es an – die beiden finanziell prägenden Vaterfiguren in Kiyosakis Leben. Auf der einen Seite wies ihn sein leiblicher Vater, ein belesener Beamter, guten Glaubens den Weg in das Hamsterrad einer (klein-)bürgerlichen Existenz mit stromlinienförmiger Schullaufbahn, sozialversicherungspflichtigem Job und staatlicher Rente; eine Tretmühle aus mehr Arbeit, mehr Geld, mehr Ansprüchen, mehr Ausgaben und mehr Schulden. Auf der anderen Seite lehrte ihn sein väterlicher Freund und Mentor, ein erfolgreicher und dennoch bescheiden gebliebener Geschäftsmann und Schulabbrecher, die Grundlagen „finanzieller Intelligenz“ als Einstellung wie auch geistige Fähigkeit, materielle Probleme lösen zu können.

Beides, sowohl das Tretmühlenmuster als auch den Finanz-IQ thematisiert Kiyosaki ausführlich in sechs Lektionen, die ihn nicht nur seine „Väter“, sondern auch sein Weg zur finanziellen Autonomie gelehrt haben. Neben einer negativen Einstellung zum Thema Geld, einem grundsätzlichen Mangel an finanzieller Bildung und der Illusion eines kalkulierbaren Arbeitslebens identifiziert der Autor vor allem das praktizierte Zahlungsflussmuster, welches langfristig den Unterschied zwischen finanzieller Knechtschaft und Freiheit ausmacht. Niedrige Konsumausgaben deutlich unterhalb der Einnahmen, die bisweilen verlernte, klassische Ersparnisbildung also, legt den Grundstein für Wohlstand, gepaart mit der Veranlagung in Einkommen generierende Vermögenswerte (und deren Reinvestition).

Das Leitbild der schwäbischen Hausfrau

Selbstverständlich warnt Kiyosaki auch vor dem Wohlstandsvernichter Nummer eins, dem nicht nur in den USA beliebten (Konsum-)Schulden. Hierzu zählt er auch ausdrücklich das Eigenheim, einem ausschließlich Kosten produzierenden Verbrauchsgegenstand. Neben haushalterischer Disziplin animiert er zudem ausdrücklich, Energien zumindest in einer nebenberuflichen Selbstständigkeit freizusetzen.

Insgesamt pflegt Kyosaki einen sehr unterhaltsamen, reichlich mit Geschichten und Bildern untermalten Schreibstil. Insofern handelt es sich um eine literarisch schön verpackte und mit praktischen Tipps garnierte Aufarbeitung des wirtschaftlichen Leitbilds einer schwäbischen Hausfrau – was durchaus positiv gemeint ist. Auch wenn einige inhaltliche Punkte so – beispielsweise aufgrund der Rechtsordnung – ausschließlich in den USA umgesetzt werden können, ist „Rich Dad Poor Dad“ (*) ein durchweg empfehlenswerter Ratgeber zur Reflexion und gegebenenfalls Änderung der eigenen finanziellen Glaubensgrundsätze.

Der Fluch des Sequels

Das gilt in dem Maße leider nicht für die folgenden Bücher der Reihe mit den Titeln „Cashflow Quadrant: Rich dad poor dad“ (*) und „Rich Dad’s Investmentguide: Wo und wie die Reichen wirklich investieren“ (*). Auf die Lektüre der jüngsten Publikation „Bevor Du Deinen Job kündigst …: 10 praktische Lektionen für Gründer, um ein Millionen-Business aufzubauen“ (*) habe ich verzichtet.

Hier teilt Kiyosakis literarisches Schaffen das Schicksal mit dem der deutschen Ökonomen Matthias Weik und Marc Friedrich: Dem grandiosen ersten folgte ein solider zweiter und mäßiger dritter Teil. Zum Fluch des Sequels gesellt sich bei Kiyosaki ferner ein schnöder Spinoff. Seine Ehefrau Kim vermarktet dem Buchtitel folgend die Inhalte von „Rich Dad Poor Dad“ frauengerecht aufbereitet unter „Rich Woman: Ein Buch für Frauen über das Investieren – Nehmen sie ihre finanzielle Zukunft selbst in die Hand!“ (*).

Nichts desto trotz: Wer es aus der Obdachlosigkeit heraus geschaft hat, eine global präsente Multimillionen-Dollar-Marke zu etablieren hat jedes Recht, diese Erfolgsgeschichte in fünf Varianten zu erzählen.

PS: Gibt es noch weitere Bücher zum Thema, die sich für die Leser des Blogs zu rezensieren lohnt? Schreiben Sie mir Ihre Vorschläge – mit oder ohne E-Mail-Kontakt!

    2 Antworten auf „Rezension – Rich Dad Poor Dad: Was die Reichen ihren Kindern über Geld beibringen“

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