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Wie finde ich Hochdividendenwerte und wo kann ich sie kaufen?
Folgende Frage des Blog- und Buchlesers S. erreichte mich per Kontaktformular am 30. Mai 2017: „Hallo Herr Pazos, ich habe bzw. lese gerade noch ihr Buch mit großem Interesse. Ihr Anlagekonzept erscheint mir sehr sinnvoll und ich würde es für mich gerne umsetzen. Daher 2 Fragen: Wo finde ich weiterführende Informationen, insbesondere über die in [Kapitel] 16.2. und 16.3. genannten Wertpapiere (auf den klassischen deutschen Finanzseiten eher nicht)? Bei welcher (Direkt-)Bank kann ich diese Papiere handeln (bei der Comdirect zum Beispiel nicht)? Für Hinweise hierzu wäre ich sehr dankbar.“
Eine erste Anlaufstelle …
Erfreut hat mich an dieser Zuschrift zunächst die positive Rückmeldung zu „Bargeld statt Buchgewinn“ beziehungsweise dem dort vorgestellten Anlagekonzept. Relativ einfach ließ sich auch noch die erste Frage des Lesers beantworten. In der Tat ist es so, dass im Bereich Hochdividendenwerte die englischsprachigen Angebote den Informationsmarkt dominieren. Das liegt schlicht und einfach daran, dass das Wertpapiersegment in Kontinentaleuropa und hier insbesondere in Deutschland so gut wie unbekannt ist und aufgrund rechtlicher Hemmnisse faktisch nicht existiert. Gleichwohl sollten solide Grundkenntnisse der englischen Sprache ausreichen, um die wesentlichen Inhalte einschlägiger Angebote zu verstehen.
Eine Liste der wichtigsten Quellen, die auch ich regelmäßig nutzte, finden Leser von „Bargeld statt Buchgewinn“ im Buch in Kapitel 18, hier unter dem Stichwort „Wertpapiere“. Allein die dort genannten, frei zugänglichen Portale bieten eine hohe Informationsdichte. An dieser Stelle möchte ich zumindest auf eine Plattform verweisen, die eine Vielzahl konkreter Hochdividendenwerte nach Instrumenten gegliedert listet und laufend aktualisiert. Bei Dividend Detective von Harry Domash ist der Name zweifellos Programm – viel mehr als Namen, Wertpapierkürzel und Basisinformationen darf der Leser im kostenfreien Bereich nicht erwarten. Allerdings lassen sich die so gewonnenen Erkenntnisse hervorragend für weitere Recherchen verwenden.
… aber keine universelle Depotbank
Als wesentlich schwieriger erwies sich hingegen die Antwort auf Frage zwei. Hierzu habe ich mich zunächst an die von Herrn S. genannte Comdirect Bank gewandt. Da ich selbst nicht Kunde des Instituts bin wollte ich mich beim Kundenservice zur Handelbarkeit der gewünschten Wertpapiere erkundigen. Diesem habe ich noch am selben Tag folgende repräsentative Auswahl der in den Kapiteln 16.2 und 16.3 besprochenen Anlagen (börsennotierte Beteiligungsgesellschaften) zwecks Prüfung zukommen lassen:
- First Trust Specialty Finance and Financial Opportunities Fund (NYSE: FGB)
- Canoe EIT Income Fund (TSE: EIT.UN)
- Calamos Convertible Opportunities and Income Fund (NASDAQ: CHI)
- Alerian MLP Exchange Traded Fund (NYSE: AMLP)
- Betashares Australian High Interest Cash ETF (ASX: AAA)
Die Angaben in Klammern beziehen sich auf den Handelsplatz und das Börsenkürzel. Bereits einen Tag später erhielt ich diese Rückmeldung: “ Es gibt sicher Wertpapiere, die temporär oder grundsätzlich (Pink Sheets) nicht über comdirect handelbar sind. Um die mögliche Handelbarkeit – unter dem Vorbehalt der Marktgegebenheiten – konkret prüfen zu können, benötigen wir aus rechtlichen Gründen die jeweilige Wertpapierkennnummer.“ Der Bitte bin ich am 3. Juni nachgekommen. Am 14. Juni erhielt ich dann folgende Antwort: „Grundsätzlich verweisen wir Sie an unseren Informer auf unserer Internetseite. Unter Kurssuche geben Sie die Ihnen vorliegenden ISINs ein und es werden Ihnen die entsprechenden Daten zu den angefragten Wertpapieren angezeigt. Sie finden sowohl die inländische Wertpapierkennnummer als auch die Information, ob das Papier bei comdirect handelbar ist.“
Laut Informer sind zwei der fünf Wertpapiere handelbar (Canoe EIT Income Fund sowie Calamos Convertible Opportunities and Income Fund), drei werden als „nicht handelbar“ angezeigt. Leider wird bei letzteren weder der Grund angegeben noch habe ich eine Systematik feststellen können (andere Wertpapieren der gleichen Gattung wiederum wurden nämlich als handelbar angezeigt). Nun weiß ich allerdings aufgrund meiner Erfahrung mit anderen Brokern, dass zahlreiche Wertpapiere entweder nur telefonisch oder aber erst nach Freischaltung durch einen Kundenbetreuer handelbar sind.
Die Frage hiernach habe ich am 15. Juni nachgeschoben, die Antwort zwei Tage später führte aber ebenfalls nicht zum Ziel: „Bitte teilen Sie Ihrem Leser mit, dass er sich direkt mit uns in Verbindung setzen möge. Dann können wir im direkt Austausch mit dem Kunden klären, ob ein Verkauf oder ggf. ein Kauf möglich gemacht werden kann.“
Eine Bitte an alle Leser
Obigen Schriftwechsel habe ich an den Leser S. weitergeleitet. Nichts desto trotz würde mich die Handelbarkeit verschiedener Hochdividendenwerte bei den unterschiedlichen Brokern interessieren. Meine Bitte: Schreiben Sie mir doch Ihre persönlichen Erfahrungen. Nutzen Sie hierzu einfach das Kontaktformular, die Kommentarfunktion beziehungsweise das Hinweisfeld unter diesem Beitrag oder senden Sie mir ein E-Mail!
Ich selbst habe die Leserfrage zum Anlass genommen, zahlreiche weitere deutsche Onlinebroker zu diesem Thema anzuschreiben. Die Antworten werde ich beizeiten hier zusammenfassen. Bei dieser Gelegenheit werde ich auch einen Broker vorstellen, den ich persönlich nutze und über den nahezu jedes weltweit notierte Wertpapier gehandelt werden kann.
Ihre Hinweise
Sie haben zweckdienliche Informationen zum Thema? Dann schreiben Sie mir doch eine Nachricht – mit oder ohne E-Mail-Kontakt. Vielen Dank!
Hallo, ich investiere schon seit einigen Jahren in Dividendenwerte, insbesondere in Hochdividendenwerte in USA und anderswo.
Um Hochdividendenwerte in USA zu finden, nutze ich Webseiten wie FinViz.com. Hier nutze ich den Screener, mit dem Aktien nach diversen Kriterien filtern und sortieren kann. Bei Anzeige einer Aktie werden der Chart sowie viele Kennzahlen angezeigt, darunter viele Links auf News-Artikel. Ich kann hier auch ein Protfolio zur Beobachtung von AKtien anlegen. Zur weiteren Recherche habe ich mir den Newsletter zum Thema Dividends abonniert, der mich täglich (ja, zu oft) mit interessante Artikeln zum Thema und zu einzelnen Aktien, ETFs und auch Titeln, wie im Buch beschrieben, versorgt.
Ich handele solche Aktien nicht über ein Depot bei einer deutschen Bank, da diese entweder sehr teuer (20€ für US-Titel) oder mit zusätzlichen Kosten (z.B. für die Gutschrift von Dividenden) verbunden sind. Ich habe ein Depot bei Lynx, ein deutscher „Reseller“ von Interactive Brokers, einem britischen Institut. Hier kostet ein Handel nur 5 US-$, egal wie hoch die Summe des Handels ist. Also ideal für Einsteiger, die mit niedrigeren Summen handeln. Zusätzlich habe ich ein Depot bei DeGiro aus den Niederlanden eröffnet, da die Trading Software von Lynx/Interactive Brokers zwar sehr umfangreich, aber dadurch auch sehr unübersichtlich ist. Hier ist alles einfacher, und ich muss nicht erst Dollars kaufen, um an US-Börsen handeln zu können. Die Kosten sind auch sehr günstig. Nachteil bei den ausländischen Depots ist natürlich, daß Steuern nicht automatisch an das Finanzamt abgeführt werden. Das muss man am Jahresende dann selbst erledigen. Da ich als Selbständiger aber eh einen Steuerberater habe, reiche ich die entsprechenden Belege an ihn weiter.
Macht man seine Steuererklärung selbst, sollte man sich unbedingt im Wertpapier-forum.de einlesen. Dort gibt es viele hilfreiche Infos zu ausländischen Depots und allem, was damit zusammenhängt. Wird man nicht fündig, stellt man seine Frage und erhält sehr kompetente Antworten. Zugegeben, das ganze kostet schnell viel Zeit, aber letztlich arbeite ich hier an einem zweiten Einkommen, das in der Zukunft mein erstes Erwerbs-Einkommen ablösen soll bzw. im Ruhestand die viel beschworene Renten-Lücke mehr als schliessen soll.
Ach, und für’s Monitoring meiner Investitionen und Ziele nutze ich das Excel-Sheet von http://dividenden-manager.com/. Gibt’s nicht umsonst, aber es lohnt sich.
Viele Grüße & viel Erfolg
Kai
Hallo Kai,
vielen Dank für den ausführlichen Kommentar und die nützlichen Informationen. FinViz.com kannte ich beispielsweise nicht. Die Informationen zu Lynx kann ich bestätigen. Diese werde ich noch in einem Beitrag zu deutschen Brokern aufgreifen (hier fehlen mir leider noch einige Rückmeldungen angeschriebener Institute). Die Steuererklärung kann jeder mit ein wenig Übung selbst erledigen, wenn er denn möchte. Das Thema schreckt zwar ab, aber wenn man einmal damit „durch“ ist und sich eine Vorlage erstellt hat (zum Beispiel in Form einer Excel-Tabelle) geht das recht zügig – Wechselkursen, Quellensteuern und Monatsausschüttungen zum Trotz. Bei Interesse werde ich auch das Thema in einem gesonderten Beitrag aufgreifen.
Beste Grüße
Luis