Geldgespräch – Bierfachfrau Dorte Simon

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Die Heimat der guten Biere

Im heutigen Geldgespräch darf ich einen ganz besonderen Gast begrüßen. Denn sie besetzt bei meiner absoluten Lieblingsaktiengesellschaft den Traumjob, den ich gerne hätte. Die Rede ist selbstverständlich von der kaufmännischen Leitung der Einbecker Brauhaus AG. Langjährige Hörer und Leser wissen, dass es sich dabei um den einzigen Titel in meinem Portfolio handelt, den ich aus nichtökonomischen Gründen halte. Mit Dorte Simon spreche ich über den deutschen Biermarkt im Allgemeinen und die Herausforderungen mittelständischer Aktiengesellschaften im Besonderen.

Zum Interview

Persönlich kennengelernt haben wir uns im Zuge der diesjährigen Hauptversammlung der Einbecker Brauhaus AG, die traditionell im Mai oder Juni eines jeden Jahres abgehalten wird. Einer gewissen Bekanntheit erfreut sich das Unternehmen unter den Freunden der Sachdividende, die nach der Hauptversammlung in Form von Bockbier ausgeschüttet wird; im übertragenen Sinn, versteht sich. Hinzu kommt flüssige Naturaldividende auf der Hauptversammlung selbst. Und so taucht der Titel dann auch bisweilen in einschlägigen Listen zwischen Calida, Lindt & Sprüngli und dem Zoologischen Garten Berlin auf.

Dorte Simon (kaufmännische Leiterin der Einbecker Brauhaus AG)

Neben besagter Sachdividende, bei der es sich buchhalterische übrigens um ein Geschenk handelt, punktet die Einbecker Brauhaus AG mit einer ausdifferenzierten wie schmackhaften Produktpalette sowie einer an Tradition überreichen Unternehmenshistorie. Die Kombination dieser Faktoren dürfte dann auch die starke Teilhabe und Treue der Anteilseigner erklären. Von den insgesamt etwa 1.600 Aktionären des Unternehmens waren 300 bei der diesjährigen Hauptversammlung anwesend, die über 70 Prozent des Stammkapitals repräsentierten.

Nichtsdestotrotz muss auch in der Bier- und Fachwerkstadt Einbeck um Umsatz und Gewinn gerungen werden, ist doch der Bierkonsum pro Kopf und Jahr im Heimatmarkt seit 1980 kontinuierlich von 150 auf 90 Liter gesunken. Hinzu gesellten sich zuletzt Kostensteigerungen und Lieferengpässe bei Malz, Etiketten, Flaschen, Kronkorken und Kohlensäure sowie im Personalbereich. Ebenso macht der Trend zu Importbieren den deutschen Brauern zu schaffen. Und so führe ich erstmals ein Geldgespräch rund um operative und strategische Unternehmensfragen wie diese:

  • Was sind die Aufgabe einer kaufmännischen Leiterin einer Regionalbrauerei?
  • Wie ist das zahlenmäßige Verhältnis kaufmännischer zu technischer Mitarbeiter?
  • Macht sich die 700-jährige Firmenhistorie im beruflichen Alltag bemerkbar?
  • Wie wird mit neuen Bierstilen oder Geschmacksrichtungen experimentiert?t
  • Was sind die wichtigsten Umsatzsäulen der Brauerei und deren Entwicklung?
  • Warum hat die Brauerei dieses Jahr mit Cora das erst Nichtbier herausgebracht?
  • Wie fasst das Management die schlechte Kurs- und Dividendenentwicklung auf?
  • Bleibt die grüne Traditionsflasche für die Einbecker Bierspezialitäten erhalten?
  • Gibt es für die Mitarbeiter der Brauerei noch den traditionellen Haustrunk?
  • Was ist das Lieblingsbier meiner Gesprächspartnerin aus dem eigenen Haus?

Zur Einbecker Brauhaus AG

„Wer Bier trinkt, hilft der Landwirtschaft“, weiß der Volksmund. Und in diesem Fall darüber hinaus auch einem sympathischen Traditionsmittelständler mit gut 700 Jahre handwerklicher Expertise. Handelbar ist die Einbecker Brauhaus AG an der Regionalbörse Hamburg-Hannover unter der Wertpapierkennnummer 605800 beziehungsweise dem Kürzel HAK.

Einbecker Brauhaus (Luftbild)
Einbecker Brauhaus (außen), Bildquelle: Einbecker Brauhaus AG

In den letzten zwölf Monaten pendelte der Kurs zwischen 6,50 und 9,60 Euro. Die Marktkapitalisierung der Brauerei beläuft sich aktuell auf knapp zwanzig Millionen Euro. Obwohl der Umsatz im vergangenen Jahr wieder deutlich auf knapp 36 Millionen Euro anziehen konnte, wurde die (Geld-)Dividende für 2022 zugunsten des Liquiditätspolsters ausgesetzt. So oder so zählen Brauereien seit jeher nicht zur Gattung der Hochdividendenwerte.

Das im Geldgespräch thematisierte Chartbild weist zwischen dem Jahr 2000 und 2010 einen Kursverlauf analog zum Bierdurst des Otto Normalverbrauchers. Von knapp über 27,00 Euro ging es auf unter zehn Euro je Anteil, seither oszilliert der Preis weitestgehend in einem Korridor zwischen sieben und elf Euro. Ein abschließender Hinweis für eine etwaige Börsenorder: Die Aktien der Einbecker Brauhaus AG werden vergleichsweise wenig liquide gehandelt, Aufträge sollten daher stets limitiert werden!

Zur Bier- und Fachwerkstadt Einbeck

Stadtgeschichte ist im Falle Einbecks Bier- und Wirtschaftsgeschichte. Tatsächlich durchläuft Einbeck in geradezu archetypischer Manier das Diamantenmodell des US-amerikanischen Ökonomen Michael Porter, welches er Anfang der 1990er-Jahre entwickelte, um aufzuzeigen, wie Unternehmen und Regionen im Wettbewerb bestehen oder eben untergehen. Ausführlich habe ich die Historie des Biers und der Stadt Einbeck in Folge 2 der Geldgeschichte(n) thematisiert.

Einbecker Brauhaus (Bockbierkeller)
Einbecker Brauhaus (innen), Bildquelle: Einbecker Brauhaus AG

Und wer die besagte Bier- und Stadtgeschichte am Originalschauplatz erleben möchte, sei noch im Bockbierjahr 2023 ein Wochenendtrip nach Einbeck empfohlen. Neben zahlreichen regionalen Veranstaltungen lohnt ein ausgedehnter Spaziergang entlang des reichlich von Fachwerk flankierten innerstädtischen Bierpfads. Neben dem Eickschen Haus als architektonische Fachwerkperle der Stadt drängt sich geradezu das Brodthaus direkt am Einbecker Marktplatz als Einkehrmöglichkeit auf.

Im ältesten Gasthaus Niedersachsens werden Probierbretter mit fünf lokalen Bierspezialitäten serviert, die stilecht in Bierfässern sitzend genossen werden können. Und neben einer Brauereibesichtigung lohnt unbedingt ein Abstecher in den nahegelegenen PS.SPEICHER und die mit ebenso viel Liebe zum Detail wie technischem Sachverstand arrangierte Geschichte der automobilen Kultur. Hier kommen selbst keine ausgewiesenen Autonarren voll auf ihre Kosten!

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