Grundlagen des Crowdinvestings – Zehn Gebote erfolgreicher Crowdinvestoren

Ein Gastbeitrag von Johannes Ranscht

Angesichts niedriger Zinsen und nun sogar Negativrenditen bei deutschen Staatsanleihen wird es höchste Zeit für Investoren, sich nach Alternativen zu den beliebten und als sicher geltenden Anlageformen umzusehen. Aktuell wird das gesparte Geld auf der Bank de facto immer weniger, weshalb es für renditeorientierte Anleger nicht sinnvoll ist, mehr als einen „Notgroschen“ auf dem Tagesgeldkonto liegen zu lassen. So verlockend der Sicherheitsaspekt auch ist: Rendite ist eine Belohnung für das Tragen von Risiko und daher nur dort zu erwirtschaften, wo Anleger – wohldurchdacht und kalkuliert – etwas riskieren. Dies ist zum Beispiel mit Investments an der Börse oder aber mit Crowdinvestments möglich.

Beim Crowdinvesting investieren viele Privatanleger gemeinsam – die sogenannte Crowd (Englisch für Schwarm) – in ein Unternehmen oder Projekt. Als Gegenleistung für das bereitgestellte Kapital erhalten sie je nach Investmentmodell eine feste Verzinsung und/oder eine Erfolgsbeteiligung. Diese kann sehr attraktiv sein und sich durchaus mit den Erträgen aus anderen Assetklassen messen lassen: Einer Untersuchung der Plattform für Unternehmens-Crowdinvesting Seedmatch zufolge können Anleger mit ihren Investments über die Plattform durchschnittlich 15 Prozent Rendite pro Jahr erzielen.

Logo von Seedmatch
Logo von Seedmatch, Bildquelle: Seite des Unternehmens

Wer nun darüber nachdenkt, Crowdinvesting selbst auszuprobieren, dem möchten wir unsere zehn Gebote erfolgreicher Crowdinvestoren ans Herz legen.

1. Innovativ oder konservativ? Finden Sie Ihre Crowdinvesting-Sparte.

Der Markt für Crowdinvestments ist in den letzten Jahren kräftig gewachsen – auf ein Volumen von rund 300 Millionen Euro investiertem Kapital im Jahr 2018 in Deutschland. Damit ging eine Differenzierung in verschiedene Sparten einher. Crowdinvestoren können sich zum Beispiel an Startups, bereits etablierten Unternehmen, nachhaltigen Projekten oder Immobilien beteiligen. All diese Sparten weisen unterschiedliche Rendite-Risiko-Profile auf. Wer einen Einstieg ins Crowdinvesting sucht, sollte sich also zunächst bewusst werden, welcher Typ er ist: innovativer und renditeorientierter Unternehmensinvestor (*)? Konservativer und sicherheitsbetonter Anleger, der auf Immobilien setzt? Oder Investor, der Geld anlegen und gleichzeitig Gutes tun möchte?

2. Wählen Sie die richtige Crowdinvesting-Plattform aus.

Mit der steigenden Nachfrage nach Crowdinvestments ist auch eine Vielzahl von Anbietern entstanden. Die Überblicks-Webseite crowdfunding.de listet mittlerweile in Deutschland 37 verschiedene Crowdinvesting-Plattformen auf, die meisten davon im Immobilienbereich. Über crowdfunding.de können sich interessierte Anleger auch einen Überblick zu Track Record und Performance der Plattformen verschaffen und die passende Plattformen auswählen anhand von Fragen wie: Wie viele erfolgreiche Fundings und damit einhergehend wie viel Erfahrung hat die Plattform bereits vorzuweisen? Werden die Finanzierungslimits in der Regel erreicht? Wie hoch ist die Ausfallquote?

3. Finden Sie das für sich passende Investmentmodell.

Während es sich bei Investments in Immobilien oder nachhaltige Projekte meist um Festverzinsungen mit einer Laufzeit von ein bis zehn Jahren handelt, werden bei Unternehmens-Investments sowohl Projekte mit fester Verzinsung als auch solche mit Erfolgsbeteiligung angeboten. Bei den festverzinslichen Darlehen handelt es sich in der Regel um Investments in bereits am Markt etablierte Unternehmen, welche die Zinsen aus ihrem Cashflow zahlen können und daher ein vergleichsweise niedrigeres Risiko aufweisen. Bei Investments in dynamische Startups hingegen werden die Anleger in verschiedener Weise am möglichen Erfolg beteiligt – was zu Renditen im vierstelligen Prozentbereich führen kann, aber auch ein höheres Ausfallrisiko beinhaltet.

4. Nehmen Sie Ihr Investment genau unter die Lupe.

Auf den Crowdinvesting-Plattformen stellen sich die Unternehmen und Projekte den potenziellen Investoren in der Regel mit umfangreichen Unterlagen vor. Dazu gehören z. B. Videos, Businesspläne, Finanzkennzahlen, vertragliche Informationen und vieles mehr. Auch wenn die Investmentoptionen von den Plattformen sorgfältig ausgewählt werden und einen umfangreichen Due-Diligence-Prozess durchlaufen, sollten Sie sich vor einem Investment mit den Unterlagen vertraut machen und sicherstellen, dass das Unternehmen oder Projekt zu Ihrer persönlichen Investmentstrategie passt. Sind Fragen offen geblieben? Dann nutzen Sie auch die Dialogbereiche auf den Plattformen, über die Sie direkt mit den Unternehmen oder Projektbetreibern in Kontakt treten können.

5. Befassen Sie sich frühzeitig mit rechtlichen und steuerlichen Fragestellungen.

Die Crowdinvesting-Plattformen bieten standardisierte Verträge zwischen Unternehmen bzw. Projekten und ihren Investoren an, die Sie vorab eines jeden Investments einsehen können und genau studieren sollten. Auch steuerlich ist Crowdinvesting in der Regel nicht sehr kompliziert. Ihre Zinserträge unterliegen – wie Erträge aus anderen Finanzanlagen – der Kapitalertragsteuer, zudem müssen darauf der Solidaritätszuschlag und ggf. Kirchensteuer abgeführt werden. Sollte es bei Ihnen jedoch Besonderheiten geben – etwa weil sie im Ausland leben oder weil Sie nicht als Privatperson, sondern mit einer Gesellschaft investieren möchten –, ist es sinnvoll, sich vorab von einem Anwalt und/oder Steuerberater beraten zu lassen.

6. Profitieren Sie von besonderen Konditionen für schnelle Investoren.

Viele Crowdinvesting-Plattformen bieten für schnelle Investoren, die in einem festgelegten Zeitraum ab Fundingstart investieren, besonders vorteilhafte Konditionen an. Mit dem Early-Bird-Bonus bei Seedmatch (*) profitieren Sie z. B. je nach Investmentmodell von einer höheren Festverzinsung oder von einem Aufschlag auf die Investmentquote, der Ihnen mehr Bonuszinsen bei positiver Unternehmensentwicklung einbringt. Wenn Sie sich sicher sind, dass Sie investieren möchten, sollten Sie also nicht zu lange zögern.

7. Diversifizieren Sie Ihr Portfolio.

Wie bereits weiter oben geschrieben ist Rendite die Belohnung für das Tragen von Risiko – entsprechend gibt es bei Crowdinvesting-Projekten eine gewisse Ausfallwahrscheinlichkeit. Aufgrund der Nachrangigkeit der Darlehen erhalten Investoren ihr eingesetztes Kapital in diesen Fällen häufig nicht zurück. Daraus ergibt sich zum einen, dass Anleger nur Geld investieren sollten, dessen Verlust sie sich „leisten“ können, ohne dass ihr Lebensstil gefährdet ist. Zum anderen sollten Investoren ihr Kapital breit streuen – über Unternehmen, Branchen und ggf. auch Crowdinvesting-Sparten hinweg – und lieber kleine Beträge in eine Vielzahl von Projekten investieren, als alles auf ein „Pferd“ zu setzen. So können sie mit Erträgen aus ihren Investments Ausfälle mehr als kompensieren und im Mittel attraktive Renditen erzielen.

8. Sparen Sie langfristig die Nebenkosten des Investierens und steigern Sie so Ihre Rendite.

Beim Crowdinvesting fallen bei den meisten Plattformen keine Gebühren an – Anmeldung und Nutzung sind kostenfrei, zudem werden keine Transaktionsgebühren, Agio etc. erhoben. Dieser Vorteil wiegt schwer, denn laut Kommer (2018) ist die Kostenbelastung neben der richtigen Asset-Allokation langfristig der wichtigste einzelne Einflussfaktor auf die Rendite eines Anlegers – weit wichtiger als die Auswahl bestimmter Einzelanlagen oder das Timing von Käufen und Verkäufen. Renditebewusste Anleger tun daher gut daran, die Nebenkosten ihrer Investments zu optimieren – oder, wie beim Crowdinvesting möglich, ganz auf sie zu verzichten.

9. Bleiben Sie mit den Unternehmen oder Projekten in Kontakt.

Auch nach einem erfolgreich abgeschlossenen Crowdinvesting lohnt es sich, mit den Unternehmen oder Projekten, in die Sie investiert haben, in Kontakt zu bleiben. Das funktioniert bei vielen Plattformen ganz einfach über Investor-Relations-Bereiche, zu denen nur Vertreter des jeweiligen Unternehmens sowie Investoren Zugang haben. Dort geben die Unternehmen oder Projekte regelmäßig Updates, laden Quartalsberichte und Jahresabschlüsse hoch und antworten auf die Fragen ihrer Investoren. Es lohnt sich, regelmäßig reinzuschauen und so up to date zu bleiben.

10. Unterstützen Sie „Ihre“ Fundings mit Knowhow, Kontakten & Co.

Ein Crowdinvesting ist für Unternehmen und Projekte die Möglichkeit, nicht nur Kapital einzusammeln, sondern auch von der Power der Crowd zu profitieren. Viele Unternehmen – insbesondere Startups – beziehen ihre Investoren gern als Markenbotschafter mit ein, fragen um Rat, bitten um Feedback zu Produktweiterentwicklungen oder um die Vermittlung von Kontakten in bestimmten Branchen. Und die Investoren helfen ihnen gern, denn der Erfolg des Unternehmens ist auch ihr Erfolg und macht sich in Form von Rendite bezahlt.

Wer diese 10 Gebote beherzigt, dessen erfolgreichem Start ins Crowdinvesting steht nichts mehr im Weg. Probieren Sie es aus und entdecken Sie spannende Investmentchancen (*)!

Johannes Ranscht (Geschäftsführer Seedmatch)
Johannes Ranscht – Crowd-Pionier der ersten Stunde, Bildquelle: Seedmatch

Über den Autor

Johannes Ranscht ist Geschäftsführer von Deutschlands erster Crowdinvesting-Plattform Probieren Sie es aus und entdecken Sie spannende Investmentchancen. Die Plattform bringt dynamische Startups und Wachstumsunternehmen auf Kapitalsuche sowie Investoren, die in innovative Geschäftsmodelle investieren möchten, zusammen. Vor seiner Tätigkeit als Geschäftsführer von Seedmatch arbeitete Johannes Ranscht als Dealflow Manager für die Plattform und hat auch selbst Erfahrungen als Gründer eines Startups gesammelt.

Anzeige

Beitrag teilen

Logo von Facebook   Logo von X

Fragen und Vorschläge

Sie haben Anmerkungen zum Crowdinvesting im Allgemeinen oder den Inhalten diese Beitrags im Speziellen? Dann schreiben Sie mir doch – egal ob mit oder ohne E-Mail-Adresse!

    Eine Antwort auf „Grundlagen des Crowdinvestings – Zehn Gebote erfolgreicher Crowdinvestoren“

    1. Ich bin froh, daß man bei Seedmatch per Sepa-Lastschrift zahlen kann. Auch das beeinflußt für den Anleger die Rendite, ob man kostenlos bezahlen kann oder nicht. Seit zwei Jahren verlangen die Banken für jede Papierüberweisung 1,50 € Gebühr. Das Onlinebanken ist bei mir bei einer ortsansässigen Bank eG gescheitert. Müßte ich für die Bezahlung eines Investments 1,50 € berappen, wohingegen andere Crowder kostenlos bezahlen können, dann würde ich mich sozial benachteiligt fühlen. Die letzten beiden Male, wo ich für Immobilien Geld vercrowdet habe, das war bei iFunded und bei Engel & Völkers. Bei denen kann man ebenfalls kostenlos per Sepa-Lastschrift zahlen, ebenso bei Dagobertinvest. Bei der Mezzany GmbH habe ich noch nicht gecrowdet, weil Mezzany mein Paßwort abgelehnt hat, sie verlangten eins mit Zahlen und Sonderzeichen. Deshalb habe ich an Mezzany kein Geld gegeben, denn Senioren wie ich lassen sich nicht zu einem Paßwort nötigen, das sie sich nicht merken können.

    Schreibe einen Kommentar

    Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

    © 2017 bis 2024 Luis Pazos | Alle Rechte vorbehalten | Impressum |Datenschutz