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Monte-Carlo-optimierte Portfolios in Grün
In diesem Geldgespräch habe ich eine ebenso naturverliebte wie passionierte Risikomanagerin zu Gast. Sie ist diplomierte Mathematikerin sowie promovierte Informatikerin und hatte zunächst mit Geld und Finanzen wenig am Hut. Das änderte sich erst nach dem Studium signifikant. Unzufrieden mit den gängigen Angeboten hat sie zusammen mit einer Mitstreiterin ihr eigenes, modell- und computerbasiertes Finanzprodukt mit Nachhaltigkeitsanspruch kreiert und gemeinsam in das Startup Goldmarie Finanzen eingebracht. Damit ergeben sich reichlich Ansatzpunkte, die es zu besprechen lohnt.
Zum Interview
Die Optimierung von Rendite und Risiko ist seit jeher der heilige Gral der Kapitalanlage. Eine Berücksichtigung sozialer und ökologischer Kriterien hat sich in jüngerer Zeit bei einer größer werdenden Investorenschar hinzugesellt. Beide Aspekte berücksichtigt das zweistufige Prozedere der von Jennifer Rasch und ihrer Geschäftspartnerin Caroline Löbhard entwickelten Software, welche anhand besagter Vorgaben auf mathematisch-statistischer Basis optimale Portfolios zusammenstellt.
Kennengelernt habe ich meine Gesprächspartnerin auf der Invest 2022 in Stuttgart, wo Jennifer Rasch gegenüber der Bloggerlounge am Stand von Wikifolio einen Vortrag zu ihrem Investitionsansatz gehalten hat. Besonders interessant fand ich die Herangehensweise, die Zusammenstellung eines Portfolios als nichtlineares Optimierungsproblem zu begreifen und unter Zuhilfenahme von Monte-Carlo-Simulationen näherungsweise zu lösen – ein Thema, mit dem ich mich im Rahmen meiner Diplomarbeit intensiv auseinandergesetzt habe.
Von daher lag es auf der Hand, das zugrundeliegende Modell auszuloten. Dementsprechend umfasst das Interview zwei Teile. Zunächst besprechen wir mit der Vorauswahl anhand des hohe Standards setzenden ökologisch-sozialen Kriterienkatalogs die höchst subjektive Komponente. Danach tauchen wir als Kontrastprogramm in die emotionslose Welt des maschinellen Lernens sowie der Evaluation mittels Backtesting ein. Hierbei behandeln wir unter anderem auf folgende Fragestellungen:
- Warum wird das Anlagespektrum vorab nach „Nachhaltigkeitskriterien“ gefiltert?
- Welchen Kriterien definieren „Nachhaltigkeit“ in diesem Zusammenhang?
- Wie wird im Fall von Zielkonflikten (Kernkraft, Rüstung etc.) entschieden?
- Wann und wie oft werden die Nachhaltigkeitskriterien überprüft und angepasst?
- Wie viele unterschiedliche Aktien stehen für das Portfolio zur Verfügung?
- Wie wird aus den zur Verfügung stehenden Aktien ein Portfolio zusammengestellt?
- Was für Backtestes beziehungsweise Simulationen werden durchgeführt?
- Welche weiteren Anlageklassen nutzt der Algorithmus neben den Aktien?
- Ist eine (dynamische) Liquiditätsquote im Portfolio vorgesehen?
- Wie verhindert der Algorithmus eine Bildung von Klumpenrisiken?
Zur Gesprächspartnerin
Dr. Jennifer Rasch ist Gründerin der Goldmarie Finanzen GmbH und zuständig für die Bereiche Marketing, Rechtliches und Softwareentwicklung. Sie hat zunächst Mathematik studiert und mit Diplom abgeschlossen, anschließend in Informatik promoviert. Von 2014 bis 2020 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fraunhofer Heinrich-Hertz-Institut (HHI). Schwerpunkt ihrer Arbeit war Video Coding & Analytics. Ferner hat sie Beiträge zum Standardisierungsprozess des neuen Video Codecs VVC verfasst und ist Co-Autorin von drei Patenten.
Zu Goldmarie Finanzen
Die Goldmarie Finanzen GmbH entstand aus der Idee heraus, das Nachhaltigkeitskonzept auf Ebene der Geldanlage mit einer rechnergestützten Rendite-Risiko-Optimierung zu kombinieren und über ein diversifiziertes Aktienportfolio abzubilden.
Als Co-Gründerin steht meiner Interviewpartnerin mit Dr. Caroline Löbhard eine studierte und promovierte Mathematikerin zur Seite, die im Unternehmen die Forschung und Entwicklung sowie Finanzen und Administration verantwortet. Zuvor arbeitete sie von 2016 bis 2020 als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Weierstraß-Institut für angewandte Analysis und Stochastik (WIAS) im Bereich der Algorithmenentwicklung sowie der mathematischen Modellierung und Optimierung.
Zum Wikifolio
Wie im Geldgespräch ausgeführt, arbeitet das Team von Goldmarie Finanzen daran, ihre Software zu individualisieren und einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Privatanleger können einstweilen in folgende zwei Strategien unterschiedlicher Ausprägung investieren, die als Musterdepots auf der Social-Trading-Plattform wikifolio geführt werden:
„Nachhaltig und optimiert“ (DE000LS9QHL3) wurde im März 2020 aufgelegt und legt den Schwerpunkt auf die Rendite, „Diversifiziert und nachhaltig“ (DE000LS9RAU7) startete im September 2020 und ist durch eine breitere Streuung risikoärmer.
Beide Portfolios werden streng nach Regelwerk durch die beiden Gründerinnen verwaltet und lassen sich als wikifolio-Zertifikat über die jeweilige internationale Wertpapierkennnummer (ISIN) an den gängigen deutschen Börsenplätzen handeln. Aktuell haben Anleger hierüber in Summe etwa 440.000 Euro investiert.
wikifolio-Zertifikate werden von Lang & Schwarz emittiert und bilden die Musterdepots von wikifolio-Investoren ab. Im Gegensatz zu den meisten von Banken und Sparkassen ausgegebenen Zertifikaten werden alle wikifolio-Zertifikate gegen einen Ausfall des Emittenten weitgehend abgesichert.
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