Durihana

Ein helles Licht …

Meine Frau hat koreanische Wurzeln. Als ich sie kennen und lieben lernte, war das mein erster persönlicher Bezug zu Ostasien. Und ein handfester Grund, mich mit Korea, dem fernen „Land der Morgenstille“, auseinanderzusetzen.

Selbstverständlich habe ich mich dabei auch mit der Geschichte und Kultur des heute zweigeteilten Landes beschäftigt, was die mordorhafte „Volksrepublik“ im Norden der Halbinsel einschließt. Jenseits der demilitarisierten Zone bestimmen aus dem Geschichtsbuch nur allzu vertraute Elemente den Alltag der Menschen: Herrscherkult und Führerprinzip, geschlossener Einheitspartei, totalitärer Willkürherrschaft, allgegenwärtiger Propaganda, generationsübergreifender Sippenhaft, riesigen Konzentrationslagern, Vernichtung durch Arbeit, Folter und Mord an politischen Gefangenen, die Tötung unwerten Lebens – zum Beispiel Klassenfeinde, Behinderte, Homosexuelle. Kurz: Eine blutrote Variation im Farbspektrum des Sozialismus – Lebensraum- und Rasseideologie („Juche“) inklusive!

Trotz allgegenwärtiger Propaganda gelingt es diesem totalitären System, in dem selbst Kinder interniert, gefoltert und ermordet werden, nicht, den Freiheitsdrang innerhalb der faktisch versklavten Bevölkerung gänzlich zu unterbinden. Jedes Jahr wagen mehrere hundert Menschen die Flucht. Den sprichwörtlichen Henker im Nacken versuchen sie sich irgendwie ins Ausland, in der Regel China, durchzuschlagen.

Das wohl eindrucksvollste Zeugnis hierzu ist der Dokumentarfilm „Camp 14 – Total Control Zone“ (*) aus dem Jahr 2012. Er skizziert das Leben von Dong-hyuk Shin, dem bisher einzigen Mensch, der in einem nordkoreanischen Konzentrationslager geboren und aufgewachsen ist, bevor er von dort fliehen konnte. Ergänzt und gestützt wird der Inhalt durch Wortbeiträge der „Gegenseite“, durch ehemalige Wärter (ein Sicherheitsoffizier sowie ein Kommandant), denen ebenfalls die Flucht gelungen ist. Die englische Fassung des Films ist über YouTube frei zugänglich:

Camp 14: Total Control Zone (Video)
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… im Herz der Finsternis

Doch wo Schatten ist, ist auch ein Licht nicht fern. In diesem Fall sogar mehrere, leider viel zu kleine Lichter. Konkret sind das südkoreanische Hilfsorganisationen, die Menschen wie Dong-hyuk Shin unterstützen und ohne die zahlreiche Fluchtversuche scheitern und oftmals tödlich enden würden. Ihre Mitglieder helfen sowohl indirekt mit Geld und (gefälschten) Dokumenten wie auch direkt als Fluchthelfer sowie Betreuer in der freieren Welt. Fast überflüssig zu erwähnen, dass gerade die Fluchthelfer ein hohes persönliches Risiko eingehen.

Pastor Ki-won Chun ist so einer. Im Jahr 1995 bereiste der Südkoreaner, damals noch als Geschäftsmann, den Nordosten Chinas. Am Ufer des nordkoreanisch-chinesischen Grenzflusses Tumen sah er die Leichen erfrorener Nordkoreaner und wie ein junges nordkoreanisches Mädchen von der chinesischen Polizei verhaftet und abgeführt wurde. Erschüttert von diesem Ereignis gründete er vier Jahre später Durihana. Die Mission der Hilfsorganisation ist es, so vielen Nordkoreanern wie möglich die Flucht über China, Laos und Thailand nach Südkorea zu ermöglichen. Die abenteuerliche Reise über fast zehntausend Kilometer hat Ki-won Chun selbst mehrfach durchgeführt.

Sein Engagement hat ihm unter anderem eine Festnahme eingebracht, insgesamt acht Monate saß er wegen Menschenschmuggels in einem chinesischen Gefängnis ein. Der Opferbereitschaft und den erstaunlich wenigen Fehlschlägen stehen mittlerweile über 1.200 gerettete Menschen gegenüber: „The most important thing I could do was revive their humanity.“ Die Kosten pro Person betrugen im Durchschnitt 11.000 US-Dollar.

Persönlichkeiten wie Ki-won Chun zolle ich höchste Anerkennung. Mit dieser Seite möchte ich zum einen auf den vergessenen nationalen Sozialismus am anderen Ende der Welt aufmerksam machen. Zum anderen möchte ich mein bestehendes finanzielles Engagement ausweiten. Hierfür habe ich einerseits beim Spendenknopf auf der Start- und Kontaktseite dieses Blogs sowie unten auf dieser Seite Durihana als Empfänger eingestellt. Zum anderen verpflichte ich mich, ab sofort zehn Prozent der Umsätze, die ich mit diesem Blog erziele, der Organisation zu spenden – bis der Dunkle Turm in sich zusammenfällt. Ein US-Dollar für drei Kilometer Richtung Freiheit!

Logo von Durihana

Weitere Informationen

Ein ganz wesentlicher Freiheitstreiber ist seit jeher Hunger. Zwischen 1994 und 1999 grassierte in Nordkorea eine Hungersnot, die zwischen 200.000 und 3,5 Millionen Todesopfer forderte. Internationale Organisationen schätzen, dass noch heute jedes dritte Kind in Nordkorea kleinwüchsig und über vierzig Prozent der Bevölkerung unterernährt ist. Das strukturelle Defizit von einer Millionen Tonnen Getreide pro Jahr gleicht bisweilen der Klassenfeind aus dem südlichen Teil des Landes aus. Im Sozialismus wird eben nicht nur der Sand in der Wüste knapp – zwei Bilder erläutern den Unterschied zwischen Markt- und Kommandowirtschaft ohne das es eines weiteren Kommentars bedarf:

Satellitenbild von Nordkorea
Das Herz der Dunkelheit, Bildquelle: NASA via Wikimedia Commons (gemeinfrei)
Bruttoinlandsprodukt von Nord- und Südkorea
Kapitalismus versus Sozialismus, Bildquelle: Our World in Data (CC BY-SA 4.0)

Es existieren viele weitere informative wie erschütternde Publikationen in Wort und Bild zu den Schandtaten des nordkoreanischen Regimes. Zumindest drei weitere Quellen möchte ich dem interessierten Leser ans Herz legen:

  • Der Dokumentarfilm der Hilfsorganisation Liberty in North Korea aus dem Jahr 2017 mit Berichten von acht nordkoreanischen Überläufern sowie versteckt gedrehte Aufnahmen aus dem Landesinneren: „The Jangmadang Generation“
  • Der Dokumentarfilm des russisch-ukrainischen Regisseurs Vitaly Mansky aus dem Jahr 2015 über Propaganda, Indoktrination und das öffentliche Leben in Nordkorea am Beispiel der achtjährigen Zin-mi aus Pjöngjang: Im Strahl der Sonne
  • Ein (gekürzter) Bericht der Nordkoreanerin Soon-ok Lee, die zu zwölf Jahren „Umerziehung“ wegen „mangelnden Vertrauens in die Mutterpartei“ verurteilt wurde, über den Alltag in einem Straflager in der Süddeutschen Zeitung: Der nordkoreanische Gulag
  • Eine Reportage des dänischen Journalisten Thomas Aue Sobol über die Arbeit von Durihana, ihren Gründer Ki-won Chun sowie abenteuerliche Fluchtversuche anhand mehrerer Einzelschicksale: Sehnsucht nach Freiheit

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